Der übliche DDR-Retrohype pflegt langweilige Stereotype – dabei war Gestaltung in der DDR deutlich vielseitiger, wie »Das DDR-Handbuch« zeigt.

Plakat VEB Filmfabrik Wolfen gestaltet von Klaus Lemke, 1970 © The Wende Museum/TASCHEN
●Viel zu oft schlagen Bücher über die visuelle Kultur der DDR bloß in die Klischee-Kerbe – beschränkt auf plumpe Politpropaganda und Werbebilder, die über die kläglichen Versuche des Ostens lächeln lassen, mit westlichem Konsum mitzuhalten.
Mit 2000 Abbildungen zeigt »Das DDR-Handbuch« ein viel größeres gestalterisches Spektrum. Das reicht von Kino- und Theaterplakaten über Erotika bis zu den tollen Illustrationen für die Zeitschrift »Das Magazin«, von poppigen Plattenhüllen über Stoffmuster bis zu Speisekarten.
Kurz, das Buch mit handschmeichelndem Leinen-Softcover im Look der DDR-Fahne ist eine Fundgrube.
Politisch Skurriles gibt‘s darin immer noch genug zu sehen. Von Gedenktellern über Lehrbilder für die Stasi-Arbeit oder Bilder aus einigen der Tausenden von Brigadebüchern, in denen Kollegenteams per Hand ihre Arbeit festhielten – mit eingeklebten Bildern und handgezeichneten Schriften.
Das Material stammt übrigens durchweg aus dem Wendemuseum in Los Angeles, das ironischerweise eine der weltweit größten Sammlungen von DDR-Alltagsgrafik und Artefakten beseitzt.











Justinian Jampol: Das DDR-Handbuch
Köln, Taschen Verlag
Flexicover, in Leinen gebunden, mit Leseband,
16,5 x 24 cm
816 Seiten
29,99 Euro
ISBN 978-3-8365-6520-2
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch
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