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Die besten Comics und Graphic Novels

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Welches sind die aktuell besten Graphic Novels und Comics? Eine Liste für visuell Anspruchsvolle.

Aus: Julia Bernhard, Wie gut, dass wir darüber geredet haben, erschienen beim avant-verlag

Das Genre Graphic Novel boomt und Deutschland muss sich angesichts einer Fülle toller Produktionen da längst nicht mehr verstecken – wie einige der hier vorgestellten Perlen zeigen. Unsere regelmäßig aktualisierte Liste der besten Graphic Novels hat natürlich nicht den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit und kann gerne in den Kommentaren ergänzt werden.

Diesmal ist ein wahrer Meilenstein dabei, der erste Comic, der mit dem wichtigsten internationalen Literaturpreis ausgezeichnet wurde.

 

Nick Drnaso: Sabrina. Berlin (Blumenbar) 2019, 208 Seiten. 26 Euro. 978-3-351-05071-9. In eleganten Ligne-Claire-Zeichnungen berichtet Zeichner Nick Drnaso vom Verschwinden einer jungen Frau und der sich danach in sozialen Medien entfaltenden Hölle der Verschwörungstheorien. Das englischsprachige Original wurde als erster Comic für den Man Booker Prize nomininiert, einem der wichtigsten Literaturpreise der Welt. Ein eindrücklicher Thriller über das postfaktische Zeitalter und seine emotionalen Verwerfungen, jetzt in deutscher Übersetzung.

 


Julia Bernhard: Wie gut, dass wir darüber geredet haben. Berlin (avant-verlag) 2019, 96 Seiten. 20 Euro. 978-3-96445-014-2. Die junge Frankfurter Illustratorin, deren Arbeiten auch schon im New Yorker zu sehen waren, hat ein furioses Comic-Debüt hingelegt. Gnadenlos spießt sie auf, was für egomanischen Mist unsere Zeitgenossen (und wir selbst!) heutzutage so reden. Die skurrilen Szenen zwischen Beziehungspartnern, die keine sein wollen, zwischen zynischen Kunsthochschülern oder Enkelin und rabiater Oma hält sie in cleanem, sachlichen Stil fest. Unterhaltsam, aber auch gruselig.

 


 

Anna Haifisch: Schappi. Kassel (Rotopol) 2019, 92 Seiten. 20 Euro. 978-3-96451-008-2. Die Comics von Anna Haifisch waren bisher immer ein Musss, insbesondere natürlich ihre wunderbare Künstlersatire »The Artist«. In »Schappi« präsentiert sie skurrile Kurzgeschichten um Mensch und Tier, gelegentlich treten beide in einer Person auf. Für Ironie, Scherz und Satire ist auch hier gesorgt.


 

Sascha Hommer: Spinnenwald. Berlin (Reprodukt) 2019, 152 Seiten. 18 Euro. 978-3-95640-200-5. Sascha Hommer, bekannt als Organisator des Hamburger Comicfestivals, legt selbst mal wieder ein Buch vor – eine spannende Geschichte um den mysteriösen Spinnenwald, Felsenbewohner, Augen-Wesen und die sogenannten Waltrauden, die in einer Art Initiationsritus gejagt werden müssen …

 


 

Agustín Ferrer Casas: MIES – Mies van der Rohe. Ein visionärer Architekt. Hamburg (Carlsen) 2019, 176 Seiten. 20 Euro. 978-3-551-02294-3. Die bewegte Lebensgeschichte eines der wichtigsten Pioniere der modernen Architektur als Graphic Novel? Ein mutiges Unterfangen des Spaniers Agustín Ferrer, früher Architekt und seit 2011 Comiczeichner. Im spanischen Barcelona steht übrigens eines der berühmtesten Bauwerke van der Rohes, der deutsche Pavillon für die Weltausstellung 1929, der auch auf dem Bild unten zu sehen ist. Lektüre für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene, denen der Wikipedia-Artikel optisch zu langweilig ist.

 


 

Thomas Bernhard, Lukas Kummer: Der Keller. Eine Entziehung. Salzburg (Residenz Verlag) 2019, 112 Seiten. 22 Euro. 9783701717163. Lukas Kummer setzte schon 2018 eine Episode aus den autobiografischen Schriften des berühmt-berüchtigsten österreichischen Schriftstellers als Graphic Novel um – und die Kritik feierte »Die Ursache« geradezu hymnisch. Ebenso gelungen ist dieser Band über Thomas Bernhards Flucht vom verhassten Gymnasium in eine Lehre im Kellerladen eines Lebensmittelhändlers im »schlimmsten« Viertel der Stadt.

 


 

Paula Bulling, Anne König: Bruchlinien. Drei Episoden zum NSU. Leipzig (Spector Books) 2019, 120 Seiten. 24 Euro. 978-3-95905-298-6. Über Beate Zschäpe sind wir bis in die Details ihrer Garderobe und des Seelenlebens ihrer Katzen informiert. Dabei gibt es viele andere wichtige Fragen. Die Leipziger Autorin und Verlegerin Anne König und die in Berlin lebende Zeichnerin Paula Bulling haben sich mit drei anderen Frauen befasst, die in den NSU-Fall verstrickt waren: Zschäpes beste Freundin, die Tochter eines Opfers sowie eine Sachbearbeiterin beim Verfassungsschutz, die auf Anweisung von Vorgesetzten Akten vernichten musste – sieben Tage nach dem Auffliegen des NSU.

 


 

Bendik Kaltenborn: Erste Sahne. Berlin (avant-verlag) 2019, 176 Seiten. 25 Euro. 978-3-945034-11-8. Unterhaltsame Sammlung von Alltagsbeobachtungen – ob wortlos, als Cartoon oder als Comic, abwechslungsreich gezeichnet in verschiedenen Stilen.

 


 

Nora Krug: Heimat. Ein deutsches Familienalbum. München (Penguin) 2018, 28 Euro. 288 Seiten. 978-3-328-60005-3. Gerade aus der Distanz sieht man die Heimat in anderem Licht. Illustratorin Nora Krug, die seit 17 Jahren in New York lebt und arbeitet, schaut zurück auf Deutschland und die schwierige deutsche Geschichte. Ihre sensationelle »Graphic Memoir« kommt als Collage gezeichneter Elemente und unterschiedlichster Dokumente und Fundstücke daher. Zum Verlag

 


 

Mikael Ross: Der Umfall. Berlin (avant-verlag) 2018, 128 Seiten. 28 Euro. 978-3-945034-94-1. Aus einem unglaublichen Projekt ist dieses Buch entstanden. Zwei Jahre recherchierte der Berliner Zeichner auf Einladung der Evangelischen Stiftung in Neuerkerode – einem niedersächsischen Örtchen, in dem über 800 Menschen mit geistigen Einschränkungen leben. Das Ergebnis ist eine genial gezeichnete Geschichte voller Emotion, Witz und Poesie. Zum Verlag


 

Jason Lutes: Berlin 3. Flirrende Stadt.Hamburg (Carlsen) 2018, 186 Seiten. 14,40 Euro. 978-3-551-76677-9. Auch der letzte Teil der Berlin-Trilogie des amerikanischen Zeichners ist inhaltlich und visuell grandios. Es geht um die Zeit zwischen 1928 und 1933 – und es geht deutlich realistischer zu als im manchmal doch allzusehr aufgehübschten TV-Bombast von »Babylon Berlin«. Zum Verlag

 


 

Jesse Jacobs: Crawl Space. Kassel (Rotopol) 2018, 100 Seiten. 19 Euro. 978-3-96451-002-0. Ausgerechnet durch eine alte Waschmaschine gelingt es den Freundinnen Daisy und Jeanne-Claude, in eine verborgene psychedelische Welt vorzustoßen. Was dann geschieht, erzählt der kanadische Illustrator und Comic-Artist Jesse Jacobs in genial gezeichneten knallbunten und schwarzweißen Bildern. Unterhaltsam zu lesen und durchaus mit philosophischem Tiefgang. Zum Verlag


 

Emil Ferris: Am liebsten mag ich Monster. Stuttgart (Panini) 2018, 420 Seiten. 39 Euro. 978-3741608087. Mitten in den sechziger Jahren führt die zehnjährige Karen ein Tagebuch, in dem sie ihren Alltag und ihre Vorliebe für Grusel-Groschenhefte und Horror-B-Movies verarbeitet. Zeichnerin Emil Ferris gilt seither als Meisterin der Schraffuren und erntete drei Eisner Awards, die als Oscars der Comicwelt gelten. Jetzt erschien der opulente Band auch auf Deutsch. Zum Verlag

 


 

Julia Zejn: Drei Wege. Berlin (avant-verlag) 2019, 184 Seiten. 25 Euro. 978-3-945034-99-6. Noch ein spannender, sehr persönlicher Blick in die Geschichte, diesmal anhand des Lebens von drei jungen Frauen in den Jahren 1918, 1968 und 2018. Zum Verlag

 

 


Friedrich Dürrenmatt und Benjamin Gottwald (Illustrationen): Die Physiker. Frankfurt am Main (Büchergilde Gutenberg) 2018, 192 Seiten. 32 Euro. Netflix oder doch lieber Büchergilde Gutenberg? Der traditionsreiche Buchklub für Fans schöner Bücher hat immer wieder exklusive Publikationen im Programm wie diese Comicversion eines legendär skurrilen Theaterstücks. Der Look überrascht mal mit Kandinsky-, dann wieder mit Eighties-Assoziationen. Zum Verlag


Auch längst noch nicht veraltet: Highlights aus dem Herbst 2017

 

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Herbst 2015

Frühjahr 2015

 


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