Wir hören viel vom Krieg, aber wissen wenig über das Land. Schauen wir mal bewusst ausschließlich in die Zeit vor dem Krieg. Spannende Designarbeiten verraten viel über eine Nation zwischen traditionsbewusster Identitätsfindung und radikaler digitaler Innovation. Ein Weg, den die ukrainischen Gestalter:innen mit aller Entschlossenheit fortsetzen wollen

Hierzulande bestickte Trachtenblusen oder -hemden zu tragen, die deutsche Folklore feiern, wäre nicht recht vorstellbar, könnte sogar ungute politische Assoziationen wecken. Und obwohl Keramik derzeit wieder einen riesigen Hype erlebt, hat dies aufs nach wie vor altväterische Image traditioneller deutscher Töpferwaren keineswegs abgefärbt … In der Ukraine sieht das anders aus. Opishnja zum Beispiel, ein bäuerlich geprägtes Örtchen rund 130 Kilometer westlich von Charkiw, gilt als die Keramikhauptstadt der Ukraine und seine reich verzierten Krüge, Schüsseln und Skulpturen als Symbol nationaler Identität.
Die Agentur Orchidea aus Kiew entwickelte 2021 ein Branding, das diese »Volkstradition« in die Gegenwart holt – für ein Projekt der Gemeinde mit der auf die Gestaltung öffentlicher Räume spezialisierten NGO Misto-Sad. Das große Ziel: Opishnja attraktiver für Einheimische sowie Besucher:innen zu machen und seine Bedeutung fürs ukrainische Selbstverständnis zu unterstreichen.