Welches sind die aktuell besten Graphic Novels und Comics? Eine Liste für visuell Anspruchsvolle.

Das Genre Graphic Novel boomt und längst erscheinen so viele Publikationen, dass es manchmal gar nicht leicht ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir stellen hier natürlich nur echte gestalterische Perlen vor! Unsere regelmäßig aktualisierte Liste der besten Graphic Novels hat dabei aber nicht den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit und kann gerne in den Kommentaren ergänzt werden.
ZUZU: Glückliche Tage
Wer das erste Buch »Cheese« der italienischen Zeichnerin kennt, ahnt, dass die Wege zum Beziehungs- und sonstigem Glück hier dornig sind.
ZUZU: Glückliche Tage. Zürich (Edition Moderne) 2022, 464 Seiten. 29 Euro. 978-3-03731-240-7
Luka Lenzin: Nadel und Folie
Als Hilfskraft im Hamburger Beratungs- und Konsumraum Drob Inn hat Luka Lenzin selbst täglich die katastrophalen Folgen aktueller Drogenpolitik erlebt. Ein starkes Statement für Legalisierung.
Luka Lenzin: Nadel und Folie. Berlin (Reprodukt) 2022, 168 Seiten. 24 Euro. 978-3-95640-333-0
Britt Müller, Winnes Rademächers: Copy Shop
Das Designstudio Felder KölnBerlin hat einen Verlag für Bücher gestartet, die die Zeichnung feiern. Die erste Graphic Novel ist gleich ein Volltreffer. Die Hauptpersonen arbeiten in einem Copy Shop und sehen selbst Kopierern ziemlich ähnlich …
Britt Müller, Winnes Rademächers: Copy Shop. Berlin (Felder Books) 2022, 64 Seiten. 18 Euro. 978-3-946896-63-0
Hamed Eshrat: Coming of H
Dass man von Provinzjugend immer wieder spannend erzählen kann, beweist der deutsche-iranische Comickünstler Hamed Eshrat (bekannt durch den Berlin-Comic »Venustransit«).
Hamed Eshrat: Coming of H. Berlin (avant-verlag) 2022, 176 Seiten. 26 Euro. 978-3-96445-079-1
Nadia Budde: Hundeblick Berlin – Ansichten einer Schnauze
Poetische und zugleich derb-realistische Beschreibung des Molochs Berlins aus der Sicht von Hundedame Nadia. Auch textlich ein Highlight.
Nadia Budde: Hundeblick Berlin – Ansichten einer Schnauze. Berlin (Reprodukt) 2022, 112 Seiten. 18 Euro. 978-3-95640-285-2
Anja Wicki: In Ordnung
Einfühlsame und ungewöhnliche Geschichte ums Leben mit einer psychischen Erkrankung.
Anja Wicki: In Ordnung. Zürich (Edition Moderne) 2022, 208 Seiten. 24 Euro. 978-3-03731-229-2
Marijpol: Hort
Drei Frauen mit extravaganten Körperformen, denen drei verwahrloste Kinder begegnen – so die Kurzfassung dieses komplexen Comic-Schmökers.
Marijpol: Hort. Zürich (Edition Moderne) 2022, 368 Seiten. 28 Euro. 978-3-03731-242-1
Nick Drnaso: Acting Class
In klassischer Ligne Claire widmet sich der Autor von »Sabrina« (2018 als erste Graphic Novel für den Booker Prize nonimiert) diesmal menschlichen und gesellschaftlichen Verstrickungen in einem Schauspielkurs. Beim Verlag Blumenbar auch auf Deutsch erhältlich.
Nick Drnaso: Acting Class. Berlin (Blumenbar) 2022, 28 Euro. 268 Seiten. 978-3-351-05102-0
Eva Müller: Scheiblettenkind
Die erste Graphic Novel, die Klassismus unter Jugendlichen zum Thema macht.
Eva Müller: Scheiblettenkind. Berlin (Suhrkamp) 2022, 283 Seiten. 25 Euro. 978-3-518-47287-3
Sheree Domingo, Patrick Spät: Madame Choi und die Monster
Die wilde Story um ein 1978 nach Nordkorea verschlepptes Paar beruht auf Tatsachen. Ausgezeichnet mit dem Berthold Leibinger Comicbuchpreis 2022.
Sheree Domingo, Patrick Spät: Madame Choi und die Monster. Zürich (Edition Moderne) 2022, 176 Euro. 24 Euro. 978-3-03731-237-7
Bernadette Schweihoff: treiben
Die ungewöhnliche Graphic Novel über ein Paar auf einem langen, erotischen Trip mit der Transsibirischen Eisenbahn ist die erste Graphic Novel von Bernadette Schweihoff. Der Comic entstand aus einem Reisetagebuch und war das Debut der jungen Zeichnerin, die in Berlin lebt.
Bernadette Schweihoff: treiben. Zürich (Edition Moderne) 2022, 168 Seiten. 24 Euro. 978-3-03731-231-5
Pirmin Beeler: Das Leuchten im Grenzland
Einfach bezaubernd sind die Zeichnungen von Pirmin Beeler in dieser Graphic Novel über Alltag und Gefühle, junge und alte Menschen, Gegenwart und Erinnerung, die Schweiz und Italien.
Pirmin Beeler: Das Leuchten im Grenzland. Zürich (Edition Moderne) 2022, 112 Seiten. 26 Euro. 978-3-03731-230-8
Jennifer Daniel: Das Gutachten
Eine Kiste mit Fotos ihres Opas, der mal Assistent im Rechtsmedizinischen Institut in Bonn war, dienten als visuelle Vorlage für diesen Comic-Krimi. Die Geschichte spielt 1977, auf dem Höhepunkt der RAF-Krise. Meisterhaft fängt die erst 1986 in Bonn geborene Zeichnerin die Atmosphäre der 1970er Jahre ein, verwebt damals noch lebendige Kriegstraumata in die Zeit, als die Jugend mit Macht zu rebellieren begann.
Jennifer Daniel: Das Gutachten. Hamburg (Carlsen) 2022, 208 Seiten. 25 Euro. 978-3-551-78170-3
Moritz Wienert: Es gibt nur uns
Kann es gut gehen, wenn ein Mensch, ein Schwein und eine Ziege nichts mehr von allen anderen wissen wollen und als Selbstversorger auf eine schwimmende Insel ziehen? Die Antwort wollen wir nicht spoilern – sollte man selbst nachlesen. Der Hamburger Illustrator hat auf die leuchtenden Farben, die man sonst von seinen Illustrationen kennt, im Buch verzichtet. Und seinen geometrischen Stil noch auf die Spitze getrieben.
Moritz Wienert: Es gibt nur uns. Berlin (Jaja Verlag) 2022, 104 Seiten. 16 Euro. 978-3-948904-30-2
Songcomic: Stereo Total und Fehlfarben
Der Ventil Verlag veröffentlich nach dem Erfolg der Sammlung zehn kleiner Comics zu Liedern von Tocotronic zwei neue Bände mit je zehn Songcomics zu Stereo Total (der Band der kultigen Sängerin Françoise Cactus) und zu Fehlfarben (für die ebenfalls legendäre Neue-Deutsche-Welle-Hymne »Es geht voran« bekannt).
Gunther Buskies und Jonas Engelmann (Hg.): Stereo Total’s Party Anticonformiste. 10 Songcomics. Mainz (Ventil Verlag) 2022, 128 Seiten. 25 Euro. 978-3-95575-170-8
Gunther Buskies / Jonas Engelmann (Hg.): Monarchie und Alltag. Ein Fehlfarben-Songcomic.
Mainz (Ventil Verlag) 2022. 128 Seiten. 25 Euro. 978-3-95575-170-8
Das sind die spannendsten Graphic Novels der letzten Jahre
Maki Shimizu: Über Leben
Eine Japanerin schreibt die vielleicht besten Berlin-Comics … Hier webt sie über 400 Seiten um Maki-Maus und Kater Adagio eine dichte Story über Höhen und (vor allem) Tiefen des urbanen Lebens – und zugleich einen Comic-Krimi.
Maki Shimizu: Über Leben. Berlin (Jaja Verlag) 2021, 400 Seiten. 27 Euro. 978-3-948904-01-2
Brian Blomerth: Mycellium Wassonii
Nach seinem genialen Comic »Bicycle Day« über LSD-Entdecker Albert Hofmann wendet Brian Blomerth sich ebenso streng historisch R. Gordon and Valentina Wasson zu: Das Paar trat in den 1950er Jahren den Hype um halluzinogene Pilze los. Die Zeichnungen wirken ein wenig, als hätten Disney-Figuren Magic Mushrooms gefuttert …
Brian Blomerth: Mycellium Wassonii. Brooklyn (Anthology Editions) 2021, 228 Seiten. 28 Euro. 978-1-944860-41-7
Mia Oberländer: Anna
Frauen dürfen nicht zu groß sein … heisst es oft immer noch. Mia Oberländer erzählt von drei Frauengenerationen, die sich nicht daran hielten – und setzte das Thema Körpergröße auch gestalterisch mit Witz um.
Mia Oberländer: Anna. Zürich (Edition Moderne) 2021, 220 Seiten. 25 Euro. 978-3-03731-222-3
Anna Haifisch: The Artist. Ode an die Feder
The Artist ist jetzt reich und berühmt, doch auch im dritten Band seiner Geschichte bleibt er (psycho-)krisengebeutelt … Die Leipziger Zeichnerin arbeitet hier kaum mit Comic-Panels, sondern mit großartigen Tableaus. Die Texte im Stil eines Opern-Librettos schrieb sie auf Englisch, für die Übersetzung sorgte Schriftsteller und Lyriker Marcel Beyer.
Anna Haifisch: The Artist. Ode an die Feder. Berlin (Reprodukt) 2021, 128 Seiten. 24 Euro. 978-3-95640-220-3
Véronique Bergen, Winshluss: Anarchismus
Nein, Anarchismus ist nicht bloß Chaotentum, sondern eine hochinteressante politische Theorie mit bewegter Geschichte. Die Details erklärt dieser Band aus der Reihe »Comic-Bibliothek des Wissens« – verpackt in eine witzige und vom belgischen Zeichner Winshluss anarchisch illustrierte Geschichte …
Véronique Bergen, Winshluss: Anarchismus. Berlin (Jacoby & Stuart) 2021, 80 Seiten. 12 Euro. 978-3-96428-118-0
Thomas Bernhard, Lukas Kummer: Der Keller. Eine Entziehung
Lukas Kummer setzte schon 2018 und 2019 Episoden aus den autobiografischen Schriften des berühmt-berüchtigsten österreichischen Schriftstellers als Graphic Novel um – und die Kritik feierte »Die Ursache« und »Der Keller« geradezu hymnisch. Ebenso gelungen ist dieser Band über den wohl wichtigsten Wendepunkt in Thomas Bernhards Leben: Todkrank im Krankenhaus entschied er damals, Schriftsteller zu werden.
Thomas Bernhard, Lukas Kummer: Der Atem. Eine Entscheidung. Salzburg (Residenz Verlag) 2020, 112 Seiten. 22 Euro. 9783701717460
Adrian Tomine: The Loneliness of the Long-Distance Cartoonist
Sein Comic-Erzählband »Killing and Dying« (auf Deutsch »Eindringlinge«) machten den US-Zeichner Adrian Tomine auch in Literatenkreisen berühmt, seine präzisen Alltagsillustrationen sind häufig auf Covern von »The New Yorker« zu sehen. Hier zeichnete/schrieb er eine autobiografische Graphic Novel, gespickt mit herber Selbstironie.
Adrian Tomine: The Loneliness of the Long-Distance Cartoonist. Montreal (Drawn & Quarterly) 2020, 168 Seiten. 9781770463950
Viken Berberian und Yann Kebbi: Marode Substanz, Genosse!
Mister Beton und ein Möchtegern-Stararchitekt wollen das historische Zentrum der armenischen Hauptstadt Jerewan modernisieren und ohne Rücksicht auf Verluste das kulturelle Erbe plattmachen. Doch es gibt Widerstand. Der französische Illustrator Yann Kebbi setzt die Satire von Viken Berberian in hinreissenden Bildern um.
Viken Berberian (Text) und Yann Kebbi (Bild): Marode Substanz, Genosse!. Zürich (edition moderne) 2020, 336 Seiten. 39 Euro. 978-3-03731-208-7
Ludovic Debeurme: Ein tugendhafter Vater
In wunderschön zarten Farbstiftzeichnungen erzählt der Franzose die surreale Horrorgeschichte eines grausamen Vaters. Nichts für schwache Nerven.
Ludovic Debeurme: Ein tugendhafter Vater. Zürich (edition moderne) 2020, 160 Seiten. 29,80 Euro. 978-3-03731-205-6
Michael Büsselberg: Sie wollen uns erzählen. Zehn Tocotronic Songcomics
Ein Muss für Fans: Zehn bekannte Artists haben je einen Song von zehn Tocotronic-Alben seit 1995 in Bildergeschichten übersetzt, darunter Anna Haifisch, Sascha Hommer oder Moni Port, von der das Bild unten zum Song »Die Erwachsenen« stammt.
Michael Büsselberg (Hg.): Sie wollen uns erzählen. Zehn Tocotronic Songcomics. Mainz (Ventil Verlag) 2020, 144 Seiten. 25 Euro. 978-3-95575-132-6
Mikael Ross: Goldjunge. Beethovens Jugendjahre
Leider geraten die endlosen Comics über Berühmtheiten der Kunst- und Weltgeschichte oft zu ziemlich peinlichen Veranstaltungen. Der Berliner Illustrator Mikael Ross, der schon mit seiner Graphic Novel »Der Umfall« (siehe weiter unten) für Furore sorgte, wagt sich unbeschwert von allzu großer historischer Präzision und mit viel Humor an die nicht immer einfachen Kindertage des großen Komponisten – und siehe da, es funktioniert.
Mikael Ross: Goldjunge. Beethovens Jugendjahre, Berlin (avant) 2020, 160 Seiten. 25 Euro. 978-3-96445-041-8
Lisa Frühbeis: Busengewunder. Meine feministischen Kolumnen
Wer die Comic-Kolumne aus dem »Tagesspiegel« nicht kennt, kann die humorvollen Erläuterungen von Lisa Frühbeis zu Tabus rund um den weiblichen Körper auch gesammelt als Buch kaufen. Als bester deutscher Comicstrip mit dem Max-und-Moritz-Preis 2020 ausgezeichnet.
Lisa Frühbeis: Busengewunder. Meine feministischen Kolumnen. Hamburg (Carlsen) 2020, 128 Seiten. 15 Euro. 978-3-551-79356-0
Ulli Oesterle: Vatermilch Buch 1. Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss
Irre Geschichte aus den 1970er Jahren – der Absturz des Rufus Himmelstoß aus Münchner Koks-Schickeria in die Obdachlosigkeit. Inklusive einer Wiederbegegung mit dem Sohn viele Jahre später. Der Comic-Zeichner vearbeitet eigene Erlebnisse.
Ulli Oesterle: Vatermilch Buch 1. Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss. Hamburg (Carlsen Verlag) 2020, 128 Seiten. 20 Euro. 978-3-551-71158-8
Nick Drnaso: Sabrina
In eleganten Ligne-Claire-Zeichnungen berichtet Zeichner Nick Drnaso vom Verschwinden einer jungen Frau und der sich danach in sozialen Medien entfaltenden Hölle der Verschwörungstheorien. Das englischsprachige Original wurde als erster Comic für den Man Booker Prize nomininiert, einem der wichtigsten Literaturpreise der Welt. Ein eindrücklicher Thriller über das postfaktische Zeitalter und seine emotionalen Verwerfungen, hier in deutscher Übersetzung.
Nick Drnaso: Sabrina. Berlin (Blumenbar) 2019, 208 Seiten. 26 Euro. 978-3-351-05071-9
Julia Bernhard: Wie gut, dass wir darüber geredet haben
Die junge Frankfurter Illustratorin Julia Bernhard, deren Arbeiten auch schon im New Yorker zu sehen waren, hat ein furioses Comic-Debüt hingelegt. Gnadenlos spießt sie auf, was für egomanischen Mist unsere Zeitgenossen (und wir selbst!) heutzutage so reden. Die skurrilen Szenen zwischen Beziehungspartnern, die keine sein wollen, zwischen zynischen Kunsthochschülern oder Enkelin und rabiater Oma hält sie in cleanem, sachlichen Stil fest. Unterhaltsam, aber auch gruselig.
Julia Bernhard: Wie gut, dass wir darüber geredet haben. Berlin (avant-verlag) 2019, 96 Seiten. 20 Euro. 978-3-96445-014-2
Anna Haifisch: Schappi
Die Comics von Anna Haifisch sind immer ein Musss, insbesondere natürlich ihre wunderbare Künstlersatire »The Artist«. In »Schappi« präsentiert sie skurrile Kurzgeschichten um Mensch und Tier, gelegentlich treten beide in einer Person auf. Für Ironie, Scherz und Satire ist auch hier gesorgt.
Anna Haifisch: Schappi. Kassel (Rotopol) 2019, 92 Seiten. 20 Euro. 978-3-96451-008-2
Sascha Hommer: Spinnenwald
Sascha Hommer, bekannt als Organisator des Hamburger Comicfestivals, legt selbst mal wieder ein Buch vor – eine spannende Geschichte um den mysteriösen Spinnenwald, Felsenbewohner, Augen-Wesen und die sogenannten Waltrauden, die in einer Art Initiationsritus gejagt werden müssen …
Sascha Hommer: Spinnenwald. Berlin (Reprodukt) 2019, 152 Seiten. 18 Euro. 978-3-95640-200-5
Agustín Ferrer Casas: MIES – Mies van der Rohe. Ein visionärer Architekt
Die bewegte Lebensgeschichte eines der wichtigsten Pioniere der modernen Architektur als Graphic Novel? Ein mutiges Unterfangen des Spaniers Agustín Ferrer, früher Architekt und seit 2011 Comiczeichner. Im spanischen Barcelona steht übrigens eines der berühmtesten Bauwerke van der Rohes, der deutsche Pavillon für die Weltausstellung 1929, der auch auf dem Bild unten zu sehen ist. Lektüre für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene, denen der Wikipedia-Artikel zu langweilig ist.
Agustín Ferrer Casas: MIES – Mies van der Rohe. Ein visionärer Architekt. Hamburg (Carlsen) 2019, 176 Seiten. 20 Euro. 978-3-551-02294-3
Bendik Kaltenborn: Erste Sahne
Unterhaltsame Sammlung von Alltagsbeobachtungen – ob wortlos, als Cartoon oder als Comic, abwechslungsreich gezeichnet in verschiedenen Stilen.
Bendik Kaltenborn: Erste Sahne. Berlin (avant-verlag) 2019, 176 Seiten. 25 Euro. 978-3-945034-11-8
Nora Krug: Heimat. Ein deutsches Familienalbum
Gerade aus der Distanz sieht man die Heimat in anderem Licht. Illustratorin Nora Krug, die seit Jahren in New York lebt und arbeitet, schaut zurück auf Deutschland und die schwierige deutsche Geschichte. Ihre sensationelle »Graphic Memoir« kommt als Collage gezeichneter Elemente und unterschiedlichster Dokumente und Fundstücke daher.
Nora Krug: Heimat. Ein deutsches Familienalbum. München (Penguin) 2018, 28 Euro. 288 Seiten. 978-3-328-60005-3
Mikael Ross: Der Umfall
Aus einem beeindruckenden Projekt ist dieses Buch entstanden. Zwei Jahre recherchierte der Berliner Zeichner auf Einladung der Evangelischen Stiftung in Neuerkerode – einem niedersächsischen Örtchen, in dem über 800 Menschen mit geistigen Einschränkungen leben. Das Ergebnis ist eine genial gezeichnete Geschichte voller Emotion, Witz und Poesie.
Mikael Ross: Der Umfall. Berlin (avant-verlag) 2018, 128 Seiten. 28 Euro. 978-3-945034-94-1
Jason Lutes: Berlin 3. Flirrende Stadt
Auch der letzte Teil der Berlin-Trilogie des amerikanischen Zeichners ist inhaltlich und visuell grandios. Es geht um die Zeit zwischen 1928 und 1933 – und es geht deutlich realistischer zu als im manchmal doch allzusehr aufgehübschten TV-Bombast von »Babylon Berlin«. Auch eine Gesamtausgabe liegt inzwischen vor.
Jason Lutes: Berlin 3. Flirrende Stadt. Hamburg (Carlsen) 2018, 186 Seiten. 14,40 Euro. 978-3-551-76677-9
Jesse Jacobs: Crawl Space
Ausgerechnet durch eine alte Waschmaschine gelingt es den Freundinnen Daisy und Jeanne-Claude, in eine verborgene psychedelische Welt vorzustoßen. Was dann geschieht, erzählt der kanadische Illustrator und Comic-Artist Jesse Jacobs in genial gezeichneten knallbunten und schwarzweißen Bildern. Unterhaltsam zu lesen und durchaus mit philosophischem Tiefgang.
Jesse Jacobs: Crawl Space. Kassel (Rotopol) 2018, 100 Seiten. 19 Euro. 978-3-96451-002-0
Emil Ferris: Am liebsten mag ich Monster
Mitten in den sechziger Jahren führt die zehnjährige Karen ein Tagebuch, in dem sie ihren Alltag und ihre Vorliebe für Grusel-Groschenhefte und Horror-B-Movies verarbeitet. Zeichnerin Emil Ferris gilt seither als Meisterin der Schraffuren und erntete drei Eisner Awards, die als Oscars der Comicwelt gelten. Den opulenten Band gibt’s auch auf Deutsch.
Emil Ferris: Am liebsten mag ich Monster. Stuttgart (Panini) 2018, 420 Seiten. 39 Euro. 978-3741608087
Julia Zejn: Drei Wege
Noch ein spannender, sehr persönlicher Blick in die Geschichte, diesmal anhand des Lebens von drei jungen Frauen in den Jahren 1918, 1968 und 2018.
Julia Zejn: Drei Wege. Berlin (avant-verlag) 2019, 184 Seiten. 25 Euro. 978-3-945034-99-6