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Wettbewerb um die besten Designs des Jahres

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Das London Design Museum stellt die Favoriten in seinem Designwettbewerb vor – aus Deutschland sind zwei feministische Projekte und ein in 3D gedrucktes Motorrad dabei.

Das NERA-e-Motorbike von Marco Mattia Cristofori und Daniel Büning von NOWLAB/BigRep

Die Nominierungen für einen der spannendsten Design-Wettbewerbe des Planeten stehen fest – den Awards um die Beazley Designs of the Year. Insgesamt 76 Projekte wurden ausgewählt, erstmals nicht nur von einer hochkarätigen Jury, sondern auch über ein Publikums-Voting.

Eine Menge sinnvolle Projekte gehören zu den Nominierten. So wurden in der Kategorie Architektur nicht nur sensationelle Gebäude prämiert wie The Shed, ein neuer New Yorker Event Space mit beweglichem Dach (unsere Kollegin Lena Simonis hat in der Anfang August erschienenen PAGE 9.2019 über eine spektakuläre 360-Grad-Projektion berichtet, die flora&faunavisions aus Berlin dort inszenierte).

Ebenfalls in der Kategorie Architektur findet sich ein von Hildrey Studio entwickeltes System, das Obdachlose mit Proxy-Adressen versorgt, um ihnen den Zugang zu Dienstleistungen zu erleichtern, sowie die belgische Opalis-Plattform, die die Weiterverwertung verschiedenster Baumaterialien erleichtert – allein die Produktion von Zement lässt inzwischen nicht nur Sand rar werden (!), sondern trägt auch acht Prozent zur globalen CO2-Produktion bei.

KATEGORIE DIGITAL

Auch hier sind sozial und politische bedeutsame Projekte dabei. Virtue Worldwide, die Kreativ-Agentur von Vice Media hat mit CopenhagenPride »Meet Q« entwickelt, »The First Genderless Voice«. Dabei wurden Stimmaufnahmen nicht-binärer Personen verbunden.

Kate Crawford vom AI Now Institute und Vladan Joler wiederum knöpften sich die im Detail den Produktionsprozess des Amazon Echo inklusive seiner Schattenseiten vor – unter  https://anatomyof.ai  lässt sich eine detaillierte Infografik mit den Ergebnissen downloaden.

Ausschnitt aus »Anatomy of an AI system«

Interessant ist in dieser Kategorie auch die Nachbarschafts-Food-Sharing-App OLIO, die schon 1,5 Millionen User in 49 Ländern nutzten, sowie der mobile Projektor Xperia Touch von Sony, der jede Fläche in ein interaktives Interface verwandelt – ob Wand, Tisch oder Boden.

Xperia Touch von Sony

KATEGORIE GRAPHICS

Die beiden angesprochen feministischen Projekte aus Deutschland sind hier zu finden. Zum einen das per Kickstarter finanzierte Buch »A New Perspective on Women Graphic Designers in Europe« von Silva Baum, Claudia Scheer, Lea Sievertsen alias notamuse, das wir ebenfalls in PAGE 9.2019 besprochen haben und das fünfzig tolle Designerinnen vorstellt.

Das Buch von notamuse, erschienen beim Niggli Verlag

Zum anderen das Projekt whose.agency von Anja Kaiser aus Leipzig, mit dem sie sich als Werbegestalterin für Auftraggeber*innen aus dem feministischen Umfeld anbot.

Anja Kaiser: whose.agency

Weitere Nominierungen sind unter anderem: das Leitsystem fürs neue Amorepacific-Headquarter in Seoul, gestaltet von Pentagram-Neu-Mitglied Sascha Lobe, die Poster des New Yorker Künstlerkollektivs Papi Juice, die das Leben farbiger Trans- und Queer-Menschen feiert, oder die Illustratorin Nina Chalabi, ebenfalls aus New York, die mit ihrer Gestaltung gesichtslose Statistiken lebendig macht.

Instagram @papijuicebk

KATEGORIEN PRODUCT, FASHION UND TRANSPORTATION

Alle weiteren nominierten Projekte, die wir hier nicht vorgestellt haben, sind auf der Website des Designmuseums zu sehen oder bis 20. Februar auch in einer großen Ausstellung im Museum selbst.

Besonders aus deutscher Sicht spannend ist noch ein Transportation-Design: das erste 3D-gedruckte Motorrad aus dem NOWLAB von BigRep aus Berlin, einem Hersteller großformatiger 3D-Drucker.

 

 


Buchtipp: Geschichte der Infografik

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Inspirierende Vintage-Infografiken: So smart visualisierten Gestalter Informationen, lange bevor es Computer gab.

Emma Willard: »The Temple of Time« 1846, Princeton University Library

Infografik ist ein Phänomen des Computerzeitalters, mit einigen wenigen Pionieren aus dem 19. und 20. Jahrhundert? So lautete bislang die weitverbreitete Meinung.

Doch seit immer mehr Bibliotheken ihre alten Bücher online einsehbar machen, zeigt sich, dass man auch in früheren Jahrhunderten komplexe Sachverhalte oft äusserst kreativ grafisch darstellte.

Auch weibliche Infografikerinnen gab es bereits, auch wenn diese natürlich die Ausnahme darstellten. Die Infografik oben entwarf die die US-amerikanische Pädagogin Emma Willard 1846 – sie benutzte das Bild eines Tempels als Metapher für die Geschichte der Menschheit. Perspektivisch geht es hier immer tiefer in die Vergangenheit zurück.

 

»History of Informations Graphics«

Expertin Sandra Rendgen hat für ihr opulentes Buch »History of Information Graphics« eine sensationelle Auswahl getroffen. Nicht nur der gestalterische Einfallsreichtum, auch die Detailversessenheit überwältigt – zumal viele Grafiken einst für die Reproduktion noch per Hand in Holz geschnitten oder in Kupfer gestochen wurden. Ebenso spannend und vielseitig sind natürlich die lehrreichen bis witzigen Inhalte, denen man in diesem infografischen Geschichtsbuch unverhofft begegnet.

Mit einem Überformat von 24,6 mal 37,2 Zentimetern erlaubt es der Wälzer, selbst in die feinsten Details der Infografiken einzusteigen – in einigen Fällen gibt es sogar noch Ausklappseiten.

Am Freitag, den 20. September, stellen Sandra Rendgen, ihr Co-Autor und Infografik-Experte Michael Stoll sowie Herausgeber Julius Wiedemann Buch im Taschen Store Berlin in der Schlüterstraße 39 vor. Natürlich kann man auch signierte Exemplare erwerben.

 

Ganz schön smart, diese Infografik aus dem Geschäftsbericht der Berliner Verkehrsbetriebe von 1927

 

Längste Flüsse, höchste Berge der Welt: Stahlstich aus dem »General Atlas of the World«, Edinburgh 1854. Handkolorierte Ausgabe aus der David Rumsey Historical Map Collection

 

Auch Infografiken können lügen: Hier eine Grafik aus dem Band »Two Systems of Astronomy«, die das Weltbild der Muggletonianer wiedergibt – die Erde ist Zentrum des Universums, der Himmel drumherum ein unendlicher Lichtraum

 

Holzschnitte von Wilhelm Pleydenwurff aus dem Buch »Schatzbehalter der wahren Reichtümer des Heils« von 1491 in einer handkolorierten Kopie der Württembergische Landesbibliothek Stuttgart. Die Grafik sollte helfen, sich wichtige Glaubenssätze und Persönlichkeiten des christlichen Glaubens zu merken

 

Sandra Rendgen, Julius Wiedemann:
History of Information Graphics
Hardcover mit 6 Ausklappseiten, 24,6 x 37,2 cm, 462 Seiten
Taschen Verlag Köln
50 Euro

Beim Verlag bestellen (die Lieferung ist kostenfrei)

 

 

Ahnenreihe Christi in einer Handschrift des spanischen Mönchs Beatus von Liébana aus dem 12. Jahrhundert, heute im Metropolitan Museum of Art

 

Links Bilder aus dem vom bayrische Opticart Verlag in den 1960er-Jahren entwickelten Schautafelsystem, bei dem hinter transparenten Infografikfolien eine grafische Schwarz-Weiß-Drehscheibe vor einer Lichtquelle rotierte. Das flackernde Licht suggerierte Bewegung.

Rechts eine Plan der New Yolker Weltausstellung aus dem deutschen Bollmann Verlag. Dieser arbeitete mit einer Art Google-Mobil – einem VW-Käfer mit Dachkamera, die alle paar Meter automatisch Aufsichtsbilder fotografierte. So konnten die Gebäude plastisch aus isometrischer Perspektive wiedergegeben werden.

Illustrators for Future

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So beziehen Illustratoren Stellung gegen den Klimawandel!

Illustration: Anne-Marie Pappas, Hamburg

Dieser Freitag wird wieder ein ganz besonderer Friday for Future: zum dritten Mal ist ein globaler Klimastreik ausgerufen. Die Illustratoren der Frankfurter Repräsentanz kombinatrotweiß haben zu diesem Anlass ebenfalls ihre Waffen gezückt: bewegende Bildideen und zeichnerisches Talent.

Wir zeigen einige der so entstandenen Arbeiten – die Motive und Stile reichen von verwirrten Eisbären bis zu Weltkugeleis, das von Donald Trump weggeschleckt wird, von Vektor-Illustrationen über Lettering bis Gifs.

 

Anastasija Loladze, Mainz

 

 

Fabio Consoli, Acitrezza/Sizilien

 

 

Judy Kaufmann, Barcelona

 

 

Lilly Friedeberg, Düsseldorf

 

Nina Tiefenbach, Berlin

 

 

Oriana Fenwick, Frankfurt am Main

 

 

Astrid Schulz, Hamburg

 

Sabine Israel, Berlin

 

 

Fabia Matveev, Frankfurt am Main

 

 

Petra Wöhrmann, München

 

 

Studio Topie/Nils Kasiske, Hamburg

 

Kristina Suvorova, Frankfurt am Main

 

Moritz Adam Schmitt, Köln

 

 

Sylwia Kubus, Berlin

 

 

Comic-Avantgarde trifft sich beim Hamburger Comic-Festival

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Einige der besten aktuellen Comic- und Graphic-Novel-Künstler kommen zum kleinen, aber feinen Comic-Festival Hamburg

Bald ist es wieder soweit: Von 27. bis 29. September macht die Comic-Hochburg Hamburg ihrem Ruf wieder alle Ehre – mit einem über vielerlei interessante Locations in St. Pauli, Karoviertel und Neustadt verteilten Festival.

Wir stellen hier schonmal einige visuelle Hightlights vor. Das ganze Programm ist auf der Festival-Website nachzulesen.

Die wohl spektakulärste News: Auch Nick Drnaso aus Chicago wird in Hamburg sein. Dem minimalistischen Zeichner kommt das Verdienst zu, eine neue Seite in der Comic-Historie aufgeschlagen zu haben. Seine Graphic Novel »Sabrina« wurde als erster Comic überhaupt für den Man Booker Prize nominiert, einen der renommiertesten Literaturpreise der Welt. Das deutsche TV-Kulturmagazin »Aspekte« hat dazu schon einen interessanten Beitrag produziert, in dem der Zeichner auch selbst zu Wort kommt.

In Deutschland erscheint »Sabrina« im Blumenbar Verlag.

Nick Drnaso, fotografiert von Kevin Penczak

Ebenfalls in einer der fünf Hauptausstellungen zu sehen: das französische Duo Icinori, bekannt etwa durch ihr im Auftrag von Louis Vuitton entstandenes »Travel Book Seoul«, aber auch durch freie Buchprojekte. Sie zeigen ihre Arbeiten im Markthof in der Marktstraße 102.

Travel Book Seoul von Icinori

 

Icinoris Buch »L’ami« entstand am Risographen

 

Anna Haifisch aus Leipzig, bekannt für ihre Künstlerleben-Satire »The Artist« stellt ihr neues Buch »Schappi« in der Buchhandlung Strips & Stories vor. Signierstunde ist dort am 29.9., übrigens gemeinsam mit Nick Drnaso.

Anna Haifischs neues Buch »Schappi« erscheint bei Rotopol

In der Galerie in der Speckstraße gibt es wieder die Gruppenausstellung »Sieben«, die – daher der Name – sieben interessante junge Comic-Zeichner vorstellt. Darunter Nando von Arb und Sheree Domingo, deren Bücher »Drei Väter« sowie »Ferngespräch« jüngst bei Edition Moderne erschienen.

 

Sheree Domingo

Weitere besuchenswerte Ausstellungen und Veranstaltungen findet man natürlich auf der Website des Festivals. Wer an bestimmten Artists besonders interessiert ist, kommt beim Menüpunkt Künstler*innen am schnellsten ans Ziel.

Snapchat mit 3D-Kameramodus

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Snapchatter können ab sofort räumliche und damit noch lebendiger anmutende Selfies erstellen (oder andere Fotos)

Ein bißchen die Handykamera hin und her bewegen – so lässt sich mit dem neuen 3D-Kameramodus von Snapchat jetzt auch dreidimensionale Wirkung erzielen. 

Die anspruchsvolle Technik, die aus Tiefeninformationen der Aufnahme quasi ein 3D-Modell der gezeigten Person oder des Objekts zaubert, steht bislang allerdings erst ab dem iPhone X zur Verfügung. In der Snapchat-App findet man die neue Funktion »3D« im Drop-Down-Menu der Kameraansicht. 

Je nach dem, wie man die Kamera bewegt und damit die Perspektive verändert, kreiert man andere Effekte mit Tiefenwirkung –  einige Beispiele zeigt dieses Video der Snap Inc.

Empfangen kann man die 3D-Snaps aber mit jedem Smartphone, egal ob iPhone oder Android-Handy.

 

Mit interaktiven Installationen die Zukunft erkunden

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Tipp für den nächsten Berlin-Trip: das sehenswerte Ausstellungsdesign von ART+COM fürs Futurium

© ART+COM Studios

Die fast 30000 Besucher zum »Fest der Zukünfte«, mit dem das Futurium jüngst eröffnete, machen deutlich, wie sehr uns allen das Thema Zukunft auf den Nägeln brennt. Und natürlich muss auch das Ausstellungsdesign in einem so einzigartigen Zukunftsmuseum entsprechend innovativ und wegweisend sein, schon einen Vorgeschmack auf das geben, was uns erwartet.

Eine perfekte Aufgabe für die Experten der Berliner ART+COM Studios. Zusammen mit Schiel Projekt und natürlich dem Futurium selbst entwickelten sie das Design der Ausstellung, mit Schwerpunkt auf der Mediengestaltung.

 

Räume fürs Denken gestalten

Drei Denkräume bestimmen das von Bildungsministerium, renommierten Forschungseinrichtungen von Frauenhofer- bis Max-Planck-Gesellschaft und Unternehmen wie BASF, Siemens und Telekom gegründete Futurium.

Dabei sollten die Besucher nicht mit Medientechnik überrollt werden. Im »Denkraum Mensch« etwa dominieren Stifte, Papier und Kreide, die einladen, sich in diversen Themenangeboten zu auszuprobieren.

Für den »Denkraum Natur« entwickelte ART+COM eine riesige generative Skulpturen aus gefrästen Holzelementen – Grundlage war die sogenannte Danzer-Kachelung, wie sie auch in Quasikristallen zu beobachten ist. Die Idee dahinter: Die Technisierung hält in der Natur Einzug, inspiriert aber andererseits wieder die Technik, etwa in der Biomimicry. An diversen Stationen geht es zudem um konkrete Aspekte unseres Umgangs mit der Natur.

Ansichten aus dem »Denkraum Natur«, © ART+COM Studios

 

Welche Rolle neue Technologien in Zukunft spielen könnten und sollten, ist Thema des »Denkraums Technik«, wo die Mediendesigner unter anderem mit gestengesteuerten Projektionen oder Augmented-Reality-Anwendungen arbeiteten, die per Tablet neue Datenlayer erschließen.

Ansichten aus dem Denkraum Technik, © ART+COM

KI im Ausstellungdesign

Gleich im Foyer werden die Besucher zudem von einem digitalen »Wunschbrunnen« empfangen. Dort gibt man Zukunftswünsche per Tastatur ein, die dann auf Schriftbändern sichtbar werden – wobei eine KI ähnliche Wünsche miteinander verbindet. Hier flossen Erkenntnisse aus den Forschungsprojekten »Digitale Kuratierungstechnologien« sowie »Quarator« ein, mit denen ART+COM derzeit zusammen mit Partnern das Potential von Machine Learning für die Ausstellungsgestaltung auslotet.

 

Virtueller »Wunschbrunnen«, © ART+COM

 

Interaktion über Tokens

Wer will, kann in der Ausstellung auch ein Token-Armband tragen, das es erlaubt, über Zukunftsentwürfe abzustimmen oder besonders interessante Informationen zu sammeln. Daraus druckt am Ende eine große »Zukunftsmaschine« für jeden Besucher Karten mit angepassten, individuellen Motiven und einem Code, über den sich später online weiterführende Infos abrufen lassen – natürlich ebenfalls auf die eigenen Interessen zugeschnitten.

 

Die »Zukunftsmaschine« verarbeitet die per Token gesammelten Daten, © ART+COM

 

Copyright = Respekt für kreative Leistung

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Die kleine, aber feine Berliner Bildagentur Photocase fokussiert das Thema Respekt im Bildrecht.

Der Preiskampf unter den Bildagenturen ist hart, aber müssen Bilder wirklich immer billiger werden? Für Gestalter, die viel mit Stockfotos arbeiten, hört sich das ja erstmal nach einer guten Nachricht an. Am schönsten wäre es doch ohnehin, wenn es im Internet alles kostenlos gäbe, oder? Das Wort Urheberrecht hört sich da in den Ohren vieler fast schon altmodisch an, der Umgang mit Fotos und überhaupt Bildern aller Art wird immer bedenkenloser – eine Bedrohung für kreative Qualität, die nunmal nicht gratis zu haben ist.

Die Berliner Bildagentur Photocase will dem Trend zur Wegwerfware auch im Stockbereich etwas entgegensetzen. Die Indie-Agentur berappelt sich unter dem neuen Geschäftsführer Dittmar Frohmann nach einer finanziell schwierigen Zeit und will jetzt vieles besser machen. »Anspruchsvoller bis künstlerischer Content, kein aufdringliches Bullshit-Marketing, Position statt Redundanz«, so fasst Frohmann die neue Ausrichtung zusammen.

Auch fürs Wasserzeichen hatten die Berliner eine gute Idee. Normalerweise steht ja immer noch der Name der Agentur wie ein Eigentumsstempel auf dem Bild. Ihre Bilder versieht Photocase jetzt mit drei Messages, die eng miteinander zu tun zu haben: 

– Respect the Copyright

– Respect the Environment

– Respect Each Other

 

Ein smarter Schachzug. Die bei den Kunden nicht so beliebten Watermarks erhalten eine positivere Anmutung, man schafft Bewußtsein für die Bedeutung des Copyrights, das auf einer grundsätzlichen, übergreifenden Haltung des Respekts basiert – und Photocase profiliert sich als Agentur, für die der Wert guter Fotografie im Vordergrund steht.

 

Lustiges Visuelle-Zitate-Raten mit Deichkind

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Dr. Lecter bis Miley Cirus: Das neue Deichkind-Video steckt wieder voller Anspielungen, Zitate, Referenzen und Reverenzen

Die Hamburger Deichkinder hauen ein schickes Musikvideo nach dem anderen heraus – parallel zum Erscheinen des brandneuen Albums »Wer Sagt Denn Das?« kam jetzt der Clip »Dinge«.

Nach den Videos »Richtig gutes Zeug«  und »Keine Party«  von März und August 2019, findet man auch hier wieder jede Menge Elemente, die dem einen oder anderen bekannt vorkommen werden.

 

Ganz klar natürlich Dr. Lecter aus dem »Schweigen der Lämmer« und die Abrissbirne, auf der Miley Cyrus 2013 im Musikvideo unter der Regie des nach einigen Sexskandalen nicht mehr so angesagten Fotografen Terry Richardson durch die Luft schaukelte.

Eine Aktion von Keith Richards, mit der dieser seinen Ruf als Hotelzimmerverwüster festigte, fand ebenso Eingang wie eine Szene aus dem Horrorfilm »Christine«, eine Stephen-King-Verfilmung von 1983.

Unbedingt sollte man sich auch eine andere Inspiration anschauen: ein beeindruckendes YouTube-Video, das einen Mann aus Brasilien zeigt, der ganz locker auf dem Fahrrad mit einem Kühlschrank auf dem Rücken über ein Kopfsteinpflaster fährt …

Was die abgefahrenen Outfits angeht, so standen der belgische Modedesigner Walter Van Beirendonck Pate, das äusserst schräge britische Modeduo Rottingdean Bazaar sowie die Künstlerinnen Yvonne Bayer und Sabina Keric.

Und Deichkind zitieren sogar ihr eigenes Musikvideo »Keine Party«, das ja selbst wieder Internet-Meme aufgreift.

Alle Links finden sich in den Credits zu dem »Dinge«-Video auf YouTube, wo man auch versichert, alle im Video zerstörten Geräte seien bereits kaputt gewesen und wären »fachgerecht entsorgt« worden. Wer die Credits genauer studiert, sollte bei der Gelegenheit übrigens auch die wieder sehr witzigen Kommentare der Fangemeinde zum Video lesen …

Dass die Regie wieder Timo Schierhorn & UWE von Auge Altona übernahmen und mookwe die Produktion braucht fast gar nicht mehr gesagt zu werden – sie sind ja die ständige kreativen Komplizen von Deichkind.

 

 

 

 

 


Mehr Corporate Design für Schulen!

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Sind Erscheinungsbilder und Websites für Schulen ein riesiger neuer Markt für Designer?

Was ein mitreißendes Corporate für eine Schule bringen kann, zeigen bislang meist nur Ausnahmfälle, etwa wenn unter der Elternschaft eine herausragende Gestalterin ist, die sich zur Mithilfe bereiterklärt – Ariane Spanier hat ihre Kinder an der Montessori-orientierten Nürtingen Grundschule in Kreuzberg, über den Förderverein kam sie bei der Gestaltung an Bord.

Ansonsten galt in Deutschland bisher als gesichert, dass Kitas, Grundschulen oder Gymnasien kein besonders professionelles schickes Design brauchen. Doch das könnte sich schon bald gewaltig ändern – professionelle Aufträge für Gestalter sind in Sicht. Denn auf welche Schule die heutige Elterngeneration ihre Kinder schickt, entscheidet sie auch mit einem Besuch auf deren Website. Zudem müssen die Schulen extrem um junge Lehrer werben, der Lehrermangel ist dramatisch.

In der gerade erschienenen PAGE 11.2019 widmen wir uns praxisbezogen und im Detail aktuellen Projekten, die zeigen, wie ein professionelles Corporate Design inklusive Website in Zusammenarbeit von Schule und Designagentur gelingen kann.

Alle Besonderheiten, die es bei Schulen als Auftraggebern zu berücksichtigen gibt – inklusive das Thema öffentliche Ausschreibung – kommen zur Sprache.

Vorweg schonmal einige Inspirationen, die wir ebenfalls bei der Recherche entdeckt haben. Zum Beispiel das wunderbare Design, das Daniel Triebke und Marcel Kläber von der Agentur Markburg unentgeltlich für die Kastanienschule im brandenburgischen Jüterborg entwickelten, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung.

 

So sehen weitere Anwendungen des Designs von Ariane Spanier für die Nürtingen Grundschule in Kreuzberg aus:

 

Für die Hagenbeck-Schule in Berlin Weissensee, die sich dem Schwerpunkt »Biologische Vielfalt« verschrieben hat, entwickelt das Berliner Designbüro 4S letztes Jahr ein Erscheinungsbild. »Es gibt einen Bauernhof mit Nutztieren, ein Vivarium mit weltweiten Tierarten, einen Bauerngarten und ein Wildbiotop», erklärt Designerin Susanne Schober. »Dieser Ansatz wurde im Erscheinungsbild aufgegriffen, in dem auf jedem Medium ein illustriertes Tier oder Pflanze abgebildet wird. Kein Motiv wiederholt sich.«

 

In anderen Ländern, wo es mehr Privatschulen gibt, die miteinander in Konkurrenz stehen, sind tolle Erscheinungsbilder bei Schule schon viel stärker verbreitet. Auch Schulen mit besonderer Ausrichtung brauchen ein besonderes Corporate Design. Zum Beispiel die Waldschule des Londoner Hackney Council mit ihrem Outdoor-Programm, für die das Spy Studio aus London ein Erscheinungsbild entwickelte.

Foto: Andrew Twort

 

Oben das Design einer Vorschule in Lagos Nigeria, entwickelt von der nigerianischen Agentur EllaeCreative.

Unten das Erscheinungsbild der Edvard Munch High School, die 2015 in ehemaligen Gebäude der Osloer Nationalakademie für Kunst eröffnete und stark künstlerisch orientiert ist. Das Design kommt vom Studio Snøhetta.

 

Und zum Schluss noch ein Schul-Corporate-Design aus Russland, vom Tuman Studio aus Moskau in Anlehnung an die hochmoderne Architektur des Horoshevskaya-Gymnasiums gestaltet.


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Christoph Niemann bringt es wieder auf den Punkt

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In vier Bildern fasst Illustrator Christoph Niemann zusammen, was die Digitalisierung mit uns gemacht hat.

Die wunderbaren Cover des »New Yorker« sind Legende, nicht wenige davon hat der deutsche Illustrator Christoph Niemann gestaltet. Für die »Technology Issue« ist ihm wieder ein kleines Meisterwerk gelungen.

Eigentlich ist ja die geniale Reduktion Niemanns Thema, wie bei dem wunderbaren Wörterbuch, bei dem er die gewöhnlichsten Wörter der deutschen Sprache in kleinen Illustrationen visualisiert – gerade weil sie so brilliant einfach sind, bringen sie einen zum Schmunzeln.

Der technischen Innovation ist er dabei keineswegs abgeneigt, so hat er schon diverse Titelbilder als Gifs umgesetzt oder sogar ein Cover als 360-Grad-Animation aufbereitet.

Die digitale Evolution zeigt er auf dem aktuellen Cover mit gewohnter Selbstironie trotzdem als zweischneidiges Schwert … Vielleicht eine Anregung für alle, die gerade ein langes Wochenende planen. Man könnte ja mal den Stecker ziehen, mal gucken, was passiert!

 

 

Die besten Fotos bei den EyeEm Awards 2019

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Der Fotowettbewerb der Berliner Fotoplattform EyeEm bricht wieder Rekorde. Wir zeigen die PAGE-Favoriten.

Kategorie The Street Photographer: Gaile Juknyte, Location Tokyo

Über eine Million Einreichungen von über 100 000 Fotografen aus 150 Ländern – jetzt stehen jeweils zehn Finalisten in den zehn ausgeschriebenen Kategorien der EyeEm Awards fest. Am 12. Oktober ist Preisverleihung im Kraftwerk Berlin.

Der Event findet im Rahmen der von EyeEm in Zusammenarbeit mit Canon von 10. bis 13. September organisierten Berlin Photo Week statt – mit Ausstellungen, einem »Fun Space« sowie der the Professional Imaging Conference, all dies ebenfalls im Kraftwerk.

 

Kategorie The Mobile Photographer: Agustín Farias,  Location Berlin

 

Kategorie The Traveler: Philip Am Guay, Location Manjuyod/Philippinen

 

 

 

Kategorie The Street Photographer: Johan Jehlbo, Location Kivik/Schweden

 

Kategorie The Great Outdoors: Jairo Díaz, Location Tenerife/Kanarische Inseln

 

Kategorie The Minimalist, Khalil Kwok, Location Hongkong

 

Kategorie The Portraitist: Alexey Dulin, Minsk/Weißrussland

 

Kategorie The Architect: Alexander Thio, Location Garath/Düsseldorf

 

Kategorie The Creative: Jumo Avilés, Location Andalusien/Spanien

 

Kategorie The Photojournalist: Max Gor, Location London (Extinction Rebellion auf der Waterloo Bridge)

 

Kategorie The Foodie: Catherine Astrid, Location Voronezh/Russland

Keine Creative Cloud mehr für venezolanische Designer

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Wegen Trumps US-Sanktionen ist Adobe gezwungen, alle Konten in Venezuela deaktivieren – mit schlimmen Folgen für Kreative.

Adobe-Nutzer in Venezuela erhielten kürzlich eine Schocknachricht: Aufgrund der von Donald Trump beschlossenen Sanktionen gegen das Land dürfen venezolanische Kreative sämliche Produkte der Creative Cloud nicht mehr nutzen.

Nicht mal Abo-Gebühren können erstattet werden, denn auch jegliche Finanztransaktionen mit Venezuela verbietet das Dekret des US-Präsidenten. Bis zum 28. Oktober gibt es eine Galgenfrist, um in der Cloud gespeicherten Content downzuloaden. Immerhin Behance bleibt wohl weiter zugänglich, was anfangs nicht klar war.

Eine Katastrophe ist das nicht nur für oppositionellen Medien, die ohnehin schon ums Überleben kämpfen und von der Regierung kaum noch Zeitungspapier für den Druck bekommen. Auch Gestalter, die mit Adobe-Produkten ihr Geld verdienen, wissen nicht weiter. In den sozialen Medien grassiert die Panik unter den Kreativen, international gibt es viel Anteilnahme für die venezolanische Design-Community.

Mal wieder keine gute Idee von Trump – als ob das Land nicht schon genug unter der Diktator von Nicolás Maduro und der katastrophalen wirtschaftliche Lage zu leiden hätte ..

 

 

Screenshot Adobe FAQ zum Thema

»Fünf Finger Föhn Frisuren«

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So schön waren wir Frauen in den siebziger und achtziger Jahren frisiert!

© GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur, Edition Patrick Frey

 Elegante Locken, die wie betoniert wirken, zackige Eighties-Frisuren oder kunstvoll inszenierte Wuschelköpfe: Fotos aus den sogenannten Zeigebüchern des wohl bekanntesten Schweizer Nobelcoiffeurs sind im ebenso witzigen wie faszinierenden Bildband »Fünf Finger Föhn Frisur« zu sehen.

Den 1929 in Zürich gegründeten Frisiersalon Elsässer gibt es unter dem Namen House of Hair & Beauty immer noch, früher gaben sich dort die Schönen und Reichen die Tür in die Hand.

Wer nicht wusste, was mit seinem Kopf anstellen, ließ sich von den siebziger bis neunziger Jahren durch Aufnahmen des Fotografenduos Peter Gaechter und Bettina Clahsen inspirieren – Analogfotografie in ihrer ganzen damaligen Perfektion.

Das renommierte Züricher Büro 146 gestaltete damit ein Buch, das zum Philosophieren übers Zusammenspiel zwischen Frisurentrends und weiblicher Identität anregt.

Lange angekündigt, ist der Band jetzt endlich bei Edition Patrick Frey erschienen.

 

© GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur, Edition Patrick Frey

 

© GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur, Edition Patrick Frey

 

© GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur, Edition Patrick Frey

 

© GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur, Edition Patrick Frey

 

© GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur, Edition Patrick Frey

 

 

GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur
Mit Texten von Jörg Scheller
Edition Patrick Frey, Zürich 2019
Broschiert, 224 Seiten, 160 Farbabbildungen
22.5 × 28.5 cm
ISBN Nummer: 978-3-906803-83-8
Sprache: Deutsch, Englisch

 

© GAECHTER+CLAHSEN: Fünf Finger Föhn Frisur, Edition Patrick Frey, Buchcover

Warum Schulen ein Corporate Design brauchen

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Claus Schilke, Schulleiter in Hamburg, erklärt, warum er ein professionelles Erscheinungsbild in Auftrag gegeben hat.

Dass Designagenturen für Grund- und weiterführende Schulen arbeiten, ist in Deutschland noch die Ausnahme. Warum das nicht so weitergeht und wie begeisternde Corporate Designs von Schulen aussehen können, zeigen wir ausführlich in PAGE 11.2019. Dort gibt die Hamburger Agentur BEN & JAN Einsicht in drei wegweisende in Hamburg realisierte Projekte – und in die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie dabei gewann.

Einer ihrer Auftraggeber ist Claus Schilke, der im Hamburger Stadtteil Jenfeld die Otto-Hanh-Schule leitet, eine sogenannte Stadtteilschule mit gymnasialer Oberstufe und über 1400 Schülern. Wir haben ihn gefragt, was er sich von dem neuem Corporate Design verspricht.

 

Ein gutes Branding macht Schüler erstmal nicht schlauer. Warum ist es Ihnen trotzdem wichtig?

Uns geht es sowohl um die Wirkung nach außen als nach innen. Um unser Schwerpunktthema Inklusion voranzutreiben, arbeiten wir intern ja an der Schulstruktur, betreiben Unterrichtsentwicklung und haben ein Leitbild ausgearbeitet. Wenn das komplette Design damit verknüpft und geschmeidig aus einem Guss ist, führt das zu einem hohen Wiedererkennungswert und zu Identifikation bei Lehrern, Schülern, aber auch Eltern. Wir können so sichtbar machen, dass die Otto-Hahn-Schule sich konsequent an ihr Leitbild hält, und sehr viel besser verbreiten, was wir eigentlich wollen.

Bloß eine neue Website hätte dafür nicht gereicht?

Nein. Henrike Elter, die als Lehrerin bei uns die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt, und ich hatten von Anfang an ein CI-Konzept angestrebt. Wir haben ein sehr großes, Campus-artiges Gelände mit dreizehn Gebäuden. Da wünschen wir uns von Ben & Jan auch gute, neue Ideen für das Orientierungssystem. Zudem sollen neue Broschüren entstehen, später auch eigenständig mit dem Hilfe des Baukasten-Systems, das die Agentur für uns entwickelt. Unsere Aufgabe hier an der Schule wird es in den nächsten Jahren sein, in allen Köpfen die Gestaltung mit unseren Inhalten und Werten zu verknüpfen.

 

Einige der von BEN & JAN entwickelten alternativen Erscheinungsbilder


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Design-Rebell David Carson und »Ray Gun«

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Mit wüsten Layouts, die alle Regeln der Gestaltung brachen, schrieb David Carson im Magazin »Ray Gun« Designgeschichte

Es ging ein Aufschrei durch die Designwelt, als das Indiemusik-Magazin »Ray Gun« 1992 erstmals erschien. Die einen regten sich maßlos über kaputte Schriften, verschwommene Fotos und das unleserliche Durcheinander von beidem auf. Die anderen machten Art-Director David Carson zum Superstar der Szene.

Der Profisurfer und Design-Autodidakt hatte sich im Nischen-Zine »Beach Culture« erstmals mit den neuen Tools digitaler Manipulation ausgetobt. Gestaltungsraster kannte oder mochte David Carson nicht – so entstand ein aufregender visueller Background für Berichte über Musiker wie Iggy Pop, Flaming Lips oder Sonic Youth.

In der Punk- und Grunge-Postille waren auch Bilder von Fotografen wie Doug Aitken, Dave Stewart, Stephane Sednaoui, Spike Jonze, Kevin Kerslake, Floria Sigismundi, Marcelo Krasicic, Rankin oder REM-Sänger Michael Stipe zu sehen.

Schon 1995 verließ David Carson »Ray Gun«, zwei Jahre später kamen Chris Ashworth und Amanda Sissons. Ihre Namen sind weniger bekannt, dabei kreierten sie – in Carsons Fußstapfen – wohl die bis heute legendärsten Doppelseiten.

Im Rizzoli Verlag in New York ist nun der tolle Bildband »Ray Gun. The Bible of Music and Style« über dieses außergewöhnliche Kapitel der Designgeschichte entstanden, mit vielen Bildern und Texten der Beteiligten.

 

 

 

Marvin Scott Jarrett: Ray Gun. The Bible of Music and Style.
Rizzoli, New York 2019
256 Seiten
65 Dollar
978-0-8478-6315-0


Queer Publishing

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Spannende Sammlung von Publikationen aus dem LGBTQ-Underground

FILE Magazine #6, Vancouver 1984

Von Zeiten, als Druckwerke über Homosexualität ihre Macher noch ins Gefängnis bringen konnten, bis heute: der im Wiener Salon für Kunstbuch erschienene Band »Queer Publishing – A Family Tree« zeigt über 400 queere Publikationen.

Von Fanzines und Porno-Magazinen über Künstlerbücher bis zu akademischen Untersuchungen reicht dieser »Stammbaum«. Die Bilder im Buch sind nicht immer so jugendfrei wie die hier gezeigten. Sie zeigen aber die vielfältigen, teils verschlungenen Wege auf, die die LGBTQ-Community auf dem Weg zu ihrer Identitätsfindung und einer mehr oder minder freien Kommunikation bisher gegangen ist – ob mit Humor, wie oben bei »FILE«, verklärend unter dem Mäntelchen der griechischen Antike wie um 1900 oder schlicht provokativ.

 

Adolf Brand und Konrad Linke: Der Eigene. Ein Buch für Kunst und Männliche Kultur. Band VI, Berlin 1906 (© Salon für Kunstbuch)

 

Boys Kerle Männer. Das neuartige Bildmagazin, 1972 und 1973 (© Salon für Kunstbuch)

 

Homo Action No. 6: Homosexual Color Photography, Kopenhagen 1973, Schutzumschlag (© Salon für Kunstbuch)

 

Emma Healey, Lesbian Sex Wars, Virago 1996, in: Philipp Gufler (ed.): Projektion auf die Krise, Gauweilereien in München, München 2014 (© Salon für Kunstbuch)

 

Kerstin Drechsel (ed.): In Wärme-Land, Berlin 1998 (© Salon für Kunstbuch)

 

GRR59 Hair, GRR61 Luftibus (© Salon für Kunstbuch)

 

Laurence Rasti: There Are No Homosexuals in Iran, Edition Patrick Frey, Zürich 2017

 

Bernhard Cella, Orlando Pescatore: Queer Publishing – A Family Tree.
Salon für Kunstbuch, Wien 2019
184 Seiten
19,50 Euro
978-3-903114-92-0
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Online-Atlas der Bücherverbrennungen

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Mit Fotos und einer OpenStreetMap-basierten Website öffnet Jan Schenck uns die Augen über so manchen scheinbar vertrauten Ort. Mitmachen erwünscht!

@Jan Schenck, Verbrannte Orte: Frankfurt, Römerberg

Man sieht es Orten nicht an, was dort eines Tages stattgefunden hat … Aber sich zu erinnern, ist gerade heute leider wieder besonders wichtig. Fotograf Jan Schenck, Absolvent der renommierten Berliner Ostkreuz-Schule für Fotografie, begann nach Lektüre eines Buchs über Bücherverbrennungen einen neuen Blick auf solche Orte zu werfen.

Entstanden ist daraus die Website Verbrannte Orte. Der auf OpenStreetMap beruhende Online-Atlas, der genau verzeichnet, wo – gleich im ersten Jahr der Naziherrschaft – die Bücher verfemter, angeblich »undeutsch« denkender Autoren verbrannt wurden.

Die Website befindet sich noch im Aufbau, jeder kann mit weiteren Informationen dazu beitragen sie zu erweitern. Auch Spenden sind willkommen, der eingetragene Verein finanziert sich ausschließlich auf diesem Wege.

Fotograf Jan Schenck sucht sukzessive die im Online-Atlas verzeichneten Orte auf, um sie zu fotografieren. Wo Marker mit weißen Kreisen versehen sind, gibt es zusätzlich zu den Einzelfotos Rundum-Panoramen, auf denen man den ganzen Platz auf sich wirken lassen kann. Bisher war Schenck vor allem in Norden und Osten Deutschlands unterwegs. Es gibt also leider noch viel zu tun.

Einige der bislang entstandenen Bilder sind auch unter foto.verbrannte-orte.de zu sehen.

 

 

Else-Rauch-Platz in Hamburg-Eimsbüttel, wo Ende Mai 1933 eine Bücherbrennung durch die SA stattfand

 

Kiel, 10. Mai 1933 – »Aktion wider den undeutschen Geist«

 

Dresden, 10. Mai 1933. An dieser Stelle waren Studenten der TU Dresden am Werk

 

Auch vor dieser Fachwerkkulisse in Hann. Münden verbrannte Studenten Bücher

Sowas gab’s noch nie: eine Briefmarke für sexuelle Diversität

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Wäre ein Briefmarkendesign wie dieses von Illustrator Luigi Olivadoti auch in Deutschland denkbar?

Briefmarken in Deutschland kommen nach wie vor ziemlich bieder daher. Dabei geht es auch anders, wie vor allem die Briten beweisen. Gerade jüngst erst haben wir eine Reihe von Sonderbriefmarken vorgestellt, die sich äusserst kuriosen regionalen Wettbewerben widmen, wild illustriert von Jonny Hannah. Bei uns ist Vergleichbares nur selten zu sehen, so gestaltete etwa Henning Wagenbreth 2008 bis 2011 einige witzige Marken.

Die Schweizer haben nun erstmal eine Benchmark gesetzt, die so schnell wohl nicht zu übertreffen sein wird: Eine Briefmarke für sexuelle Diversität. Sie erscheint sowohl in der Schweiz als auch in Liechtenstein, wo Illustrator Luigi Olivadoti herkommt.

Für sein Heimatland Liechtenstein hatte er letztes Jahr schon einige Sonderbriefmarken zum Thema »Musik zum Tanzen« illustriert (zu sehen in diesem Artikel über Schweizer Illustratoren, bitte herunterscrollen).

Luigi Olivadoti hatte mit seinen Buntstiftzeichnungen einen Wettbewerb verschiedener Illustratoren aus der Schweiz und Liechtenstein gewonnen, der fürs Design der Marke ausgeschrieben war.

Auf seinem Instagram-Account sind andere, gewagtere Ideen für das Projekt zu sehen, die wir hier ebenfalls zeigen. Außerdem präsentiert er als »Bonus« einen nicht realisierten Entwurf für eine der kulturellen Diversität gewidmeten Marke.

 

 

 

Erste Entwürfe …

 

Parallel gab es einen ebenfalls länderübergreifenden Wettbewerb zum Thema gesellschaftliche Diversität. Hier machte Samuel Jordi aus Winterthur das Rennen. Sein Sujet nennt er »Gesellschaftspuzzle«, bei dem verschiedene Lebenssituationen wie Puzzleteile im sozialen Miteinander zusammenspielen.

 

 

Riesenaufregung um einen illustrierten Spot für vegane Schokolade

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Der legendäre Illustrator Gerald Scarfe sorgt im Katjes-Spot noch mit 83 Jahren für einen handfesten Skandal. Und die Landwirtschaftsministerin attackiert die Werber …

Es ist schon ganz schön brutal, wie das bei der Agentur antoni entstandene Animationsfilmchen die Massentierhaltung von Kühen als »Milchmaschinen« darstellt, auch wenn die Szene nur Sekunden dauert.

Illustrator Gerald Scarfe, der die Bilder lieferte, wurde zwar vor allem für seine Zeichentrickfilme und die Cover-Illustrationen für das Album und den Film »The Wall« von Pink Floyd berühmt, einem der Meilensteine der Popmusikgeschichte. Aber er bezeichnet sich selbst in erster Linie als politischen Karikaturisten, arbeitete für Magazine wie »Punch«, »Esquire« oder »The New Yorker«.

Nun sorgte der Brite im zarten Alter von 83 Jahren nochmal für einen Eklat. Der neue Spot für »Chocjes« – tier- und umweltfreundlich mit Hafermilch hergestellte vegane Schokolade – sei eine pauschale Verunglimpfung von Milchbauern, hieß es in einer einer Beschwerde des Bauernverbands Bayern beim Deutschen Werberat.

 

Auch unsere Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner meldete sich zu Wort und attackierte die Kreativen auf Twitter. Die hippen Werbefilmer seien sicher schon in aller Welt gewesen, aber noch nicht in einem Kuhstall …

Tatsächlich ist es aber – nicht nur für Werber – gar nicht so einfach, in einen Massentierhaltungsbetrieb hineinzugelangen. Gerade heute wurden extrem schlimme, natürlich heimlich von Aktivisten gefilmte Aufnahmen aus der Schweinehaltung bekannt. Angeblich müssen Millionen Tiere notgetötet werden, weil die grausame Haltung sie so krank macht, dass sie nicht mal den Schlachthof erreichen. Vielleicht sollte Frau Klöckner sich lieber um diese Probleme kümmern.

Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs hat jedenfalls schonmal erklärt, dass Katjes nicht gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen habe, man sehe keine »unzulässige Herabsetzung der Milchindustrie«, wie vom Bayerischen Bauernverband behauptet.

Der Animationsfilm für die bundesweite Kampagne entstand in der Zusammenarbeit von Gerald Scarf und Antoni mit dem Münchner Motiondesign-Studio Velvet und unter der Regie sowie Animationsleitung von Mathias Zentner.

 

Pariser Olympia-Logo: feministisch oder sexistisch?

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Das Logo für Olympia 2024 sorgt für Kritik bei Experten und bissige Memes auf Twitter. Eine französische Feministin fordert auf change.org sogar ein Redesign.

Sogar die Bild-Zeitung titelte »Olympia 2024 sorgt für Logo-Lacher. Wirbt Paris hier für die Tinder-Spiele?« Und schrieb am Ende des Artikels: »Hauptsache, auch 2024 werden wieder genügend Pariser im Olympia-Dorf verteilt …«

Dass eine gewisse Ähnlichkeit zum Tinder-Logo entsteht, hat tatsächlich nicht nur mit der Form, sondern auch mit der frivolen Anmutung des Paris-Zeichens zu tun …

Aus der Sicht des Pariser Olympia-Komitees war alles natürlich ganz anders gemeint. Das weibliche Gesicht sei eine Hommage an weibliche Athletinnen und an die Geschichte. So waren bei den Olympischen Spielen in Paris im Jahr 1900 erstmals Frauen zugelassen. Und bei Olympia 1924 war gerade Art Déco angesagt, wovon sich die Agentur Royalties Ecobranding angeblich beim Design inspirieren ließ.

Zudem stehe das weibliche Gesicht für die französische Nationalfigur der Marianne, seit der Französischen Revolution ein Symbol der Freiheit und der damals entstandenen französischen Republik. Sie ist in Frankreich häufig auf Statuen und auch auf den französischen 1-, 2- und 5-Cent-Münzen zu sehen.

Das berühmteste Bild der Marianne aus dem Jahr 1830 von Eugène Delacroix zeigt nackte Brüste. Die Männer sind derweil alle angezogen … 

Das Olympia-Logo funktioniert so aber nicht

Auch wenn zwei Frauen – Julie Matikhine, beim Olympia-Komitee für die Marke Paris2024 zuständig, und Sylvain Boyer, Mitgründerin der Agentur Ecobranding – maßgeblich für den Look verantwortlich sind, scheint einiges schiefgegangen zu sein.

Das Update der Marianne etwa als Art-Déco-Flapper findet Michael Johnson, einer der renommiertesten britischen Branding-Experten, höchst fragwürdig, wie er gegenüber »Designweek« erklärte. Letztlich bliebe beim Logo als Botschaft das altbekannte »Paris = Frauen + Lippenstift.« Noch weiter geht Pali Palavathanan von Templo, ebenfalls ein vielfach preisgekrönter Markendesigner. »Mir sagt das Logo: Komm nach Paris, wir haben sexy Frauen und nebenbei findet noch die Olympiade statt.«

Tatsächlich sieht der Frauenkopf definitiv weder nach Art Déco und schon gar nicht nach Sport aus – eher nach L’Oréal oder Friseurwerbung, finden Twitter-User. Andere fühlen sich an Manga erinnert, etwa die französische Feministin Rebecca Ansellem.

Sie startete eine Petition auf change.org. »Die perfekt gezeichneten Lippen und die an weibliche Manga-Figuren erinnernde Frisur zeigen die Frau als Objekt sexuellen Begehrens«, schreibt sie. Das sei keine bloße Geschmacksfrage. »Man kann nicht im Jahr 2019 Frankreich durch eine hypersexualisierte Marianne repräsentieren.«

 

https://twitter.com/steiphweb/status/1186378836839227396?s=20

https://twitter.com/TixFlo/status/1186389079925112832?s=20

https://twitter.com/_TDK/status/1186376972127162368?s=20

https://twitter.com/_juliensfw/status/1187002800129134596?s=20

 

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