Der Illustratorenwettbewerb zum ILLU20-Festival ist wieder ausgerufen. Wer dabei sein will, kann bis 31. Januar Illustrationen einreichen.
●Das Illustratoren-Festival ILLU20 ruft seinen diesjährigen Illustrationswettbewerb aus. Der Kölner Event lockt immer zahlreiche Interessenten und natürlich potentielle Auftraggeber an. Für die Bewerbung kommen Illustrationsprofis in Frage, die in Nordrhein-Westfalen leben. Auch Studenten dürfen mitmachen, solange sie ein Online-Portfolio oder ihre Arbeite auf einen aussagekräftigen Social-Media-Account präsentieren.
Die Jury ist wieder hochkarätig:
Dr. Petra Hesse (Direktorin MAKK Köln)
Michael Heitschötter (AD Focus Magazin)
Sandra Renz (AD StadtRevue)
Dirk Schulz (Illustrator)
Kerstin Mende (Head of Artbuying Scholz&Friends Hamburg)
Für den Wettbewerb schickt man seine besten Arbeiten an anmeldung@illustratoren-festival.de. Von Street Art bis Werbung, von Modeillustration bis Comic, von Infografik bis Animation sind alle Genres der Illustration erlaubt. Wer ausgewählt wird, überweist eine Gebühr von 100 Euro für die verbindliche Teilnahme. Hier gibt es detailliertere Infos zur Wettbewerbsanmeldung.
Zusätzlich gibt es noch ein Ausstellungsthema, das dies Jahr – aus gutem Grund – »Amazonas« lautet. Auch zu diesem Gemeinschaftsprojekt kann man Arbeiten einreichen.
Hier eine Auswahl der Illustratoren, die beim Festival schon vertreten waren.
Übrigens haben wir bei PAGE auch schon einige der besten NRW-Illustratoren vorgestellt. Die Liste könnte aber mal aktualisiert und erweitert werden. Also gerne Vorschläge in den Kommentaren machen.
Preisgekrönt: Zwei Schweizer Designerinnen reizen bei einer Social-Media-Kampagne das ganze Potential animierter Infografiken aus.
●Nach der letzten Wahl zum Nationalrat 2015 lag der Frauenanteil im Schweizer Parlament bei schlappen 32 Prozent. Das muss sich dringend ändern, fanden Barbara Hahn und Christine Zimmermann. Die beiden Designerinnen betreiben in Bern das Studio Hahn+Zimmermann, Informationsgrafik und innovative Datenvisualisierung sind einer ihrer Schwerpunkte.
So riefen sie das Projekt »20 Wochen/20 Grafiken« ins Leben. Grundlage sind jeweils verschiedene Ausschnitte des gleichen Datensatzes zur Entwicklung des Geschlechterverhältnisses im Nationalrat, die in zwanzig ganz verschiedenen Varianten aufgearbeitet wurden. Zusammen ergibt das ein ziemlich fragwürdiges Bild der weiblichen Präsenz im wichtigsten Gremium der Schweizer Politik.
Über zwanzig Wochen wurden die animierten Infografiken in den sozialen Medien verbreitet. Und haben vielleicht zum erfreulichen Wahlausgang beigetragen: Der Frauenanteil stieg auf 42 Prozent – neuer Rekord in der Schweiz.
Die Zahlen nach der Wahl 2019 – der Frauenanteil ist grün eingefärbt. Die rechte SVP hat nur 25 Prozent weibliche Abgeordnete
Das jüngst beim dpa-infografik award 2019 in der Sonderkategorie Social Media preisgekrönte Projekt von Hahn+Zimmermann lohnt aber nicht nur aus gesellschaftspolitischer, sondern auch aus gestalterischer Sicht einen genaueren Blick.
Geradezu exemplarisch zeigt es verschiedene Formen und Möglichkeiten animierter Datenvisualisierung. Wobei jeweils drei Faktoren eine Rolle spielen: Geschlechterverhältnis, Parteizugehörigkeit und Wahljahr.
Das wurde mal als Baumstruktur, mal als Sankey-Diagramm, mal mit Dreiecksmustern oder mit Kreisringen umgesetzt. Wir zeigen einige Beispiele – bei Klick aufs Bild ist die animierte Version zu sehen.
Welche Software nutzen Illustratoren und 3D-Designer am liebsten? Das hat nicht nur uns, sondern auch euch in diesem Jahr besonders interessiert. Von Kreation bis Buchhaltung – wir haben die Profis gefragt, mit welchen Tools sie im Alltag arbeiten.
●Ob Illustration, Motion oder 3D-Design – mit welchen Apps, Anwendungen und anderen Programmen die Bildgestalter am liebsten und produktivsten arbeiten muss kein Geheimnis bleiben. Wir haben bei einigen herausragenden Illustratoren nachgefragt und teils überraschende Antworten bekommen. Hätten Sie etwa gedacht, dass Daniel Stolle das Bild oben, das für die »Wirtschaftswoche« entstand, im Programm Clip Studio Paint anfertigte – einer eigentlich für Manga-Zeichner gedachten Software? Die ganze Story lesen Sie in PAGE 4.2019. Welche kleinen Helfer den Profis sonst noch so den Alltag zwischen Kreation und Buchhaltung erleichtern?
Mit diesen digitalen Werkzeugen arbeiten Kreativprofis am liebsten
Neben ihren großen, jeweiligen Lieblingsprogrammen nutzen Bildgestalter kleinere Werkzeuge, um unterschiedlichste Probleme zu lösen. Wir haben gefragt, welche Tools sich bewährt haben, und Folgendes erfahren:
Sascha Preuss: Photoshop-Plug-in und Portfolio-App
Als einziges Plug-in für Photoshop verwendet Sascha Preuss das Coolorus-Farbrad, weil es »das Kolorieren wirklich schneller macht«. Mit der altbewährten und gerade erst upgedateten Handy-App Lapse it! fertigt er Zeitraffervideos an, während er analog zeichnet und malt. Ein Klassiker ist die App Minimal Folio, mit der er das iPad in ein Portfolio verwandelt, das auch bewegte Bilder zeigen kann. Auch für Präsentationen geeignet!
Ju Schnee: Vorschau-Tool und Astropad
Den perfekten Look ihres Instagram-Feeds plant Ju Schnee mit dem kostenlosen Vorschau-Tool Feedr. Um den Bildschirm ihres MacBooks aufs iPad zu holen und dort direkt in Programmen wie Illustrator zu zeichnen, benutzt sie Astropad Studio.
Stefanie Haslberger: Second-Screen und mobiler Kartenleser
Auch Stefanie Haslberger aka Casiegraphics verwendet eine Second-Screen-App, und zwar Duet Display, um unterwegs auf dem iPad mit Photoshop oder Illustrator zu arbeiten. Farben von Inspirationsquellen wie Reisefotos oder Ölgemälden ihres Großvaters selektiert sie mit Adobe Capture. Die vielseitige App für iPhone oder iPad funktioniert übrigens auch als Videokonverter, der Fotos oder Skizzen in Vektoren umwandelt. Aktuelle Fotos von Wandillustrationen oder Live-Painting für soziale Medien macht Stefanie Haslberger unterwegs schnell mit Snapseed frischer und kontrastreicher. Um auf Ausstellungen oder Messen Zahlungen mit EC-Karten anzunehmen, nutzt sie iZettle, das aus einem kleinen mobilen Kartenleser und einer App besteht.
Florian Bayer: Agantty, Zeiterfassung und FastBill
Für die Projektplanung nutzt Florian Bayer das kostenlose und für sein Design hochgelobte Web-Tool Agantty, das übrigens die Agentur des DIY-YouTubers Fynn Kliemann entwickelte. Kundenverwaltung, Rechnungen und Angebote erledigt Florian Bayer mit FastBill, das für alles, was an Kunden rausgeht, eigene Layouts erlaubt. Zeiterfassung überlässt er der eleganten Time-Tracking App Jiffy.
André Laame: Gaming-Tastatur
Bei längeren Projekten verwendet André Laame neben dem Zeichentablett eine Gaming-Tastatur, und zwar das G13 Advanced Gameboard von Logitech: »Nach kurzer Eingewöhnung kann das den Arbeitsablauf stark beschleunigen. Mein Illustratorenkollege Frederik Jurk, der mir diese empfohlen hat, besitzt sogar gleich zwei davon für den Fall, dass die eine mal den Geist aufgibt.«
Bene Rohlmann: simulierter Siebdruck
Mit eingescannten Texturen und selbst gemachten Brushes sorgt Bene Rohlmann für den speziellen Look seiner Illustrationen. Aber er nutzt gerne auch die Produkte von True Grit Texture Supply, die Plattform des in Los Angeles lebenden Australiers Andrew Fairclough. »Beim Bild des tasmanischen Tigers wollte ich einen Look erzeugen, der an einen alten Siebdruck erinnert – deshalb sieht man auch ein paar Blitzer. Man darf aber ruhig noch merken, dass es sich um eine digitale Illustration handelt und nicht um den Scan eines tatsächlichen Siebdrucks.«
Sven Windszus: 3D-Clothing-Werkzeug
Ein ganzes Arsenal unterschiedlichster Programme brauchen 3D und Motion Designer. Eine detaillierte Liste der Tools, die sich für Sven Windszus in der täglichen Arbeit bewährt haben, finden Sie unter www.page-online.de/3D-Tools . Hier sei Marvelous Designer genannt. Das jüngst in Version 8 veröffentlichte 3D-Clothing-Werkzeug von CLO Virtual Fashion aus München hilft bei der realistischen Darstellung von Kleidung – von Nähten bis zu Reißverschlüssen. Sven Windszus nutzte es in aufwendigen Idents für eine Musiksendung des TV-Programms der Deutschen Welle, die er zusammen mit Can Erduman erstellte. »Marvelous Designer war uns bei dem Projekt eine sehr große Hilfe. Zumal man die Software für 50 Dollar monatlich mieten konnte. Oft braucht man Plug-ins nur für ein Projekt, da überlegt man zweimal, ob sich ein teurer Kauf lohnt.«
Friederike Hantel: von 2D zu 3D
Illustratorin Friederike Hantel machte jüngst erste Schritte aus der 2D- in die 3D-Welt, um bei einem Projekt fürs Hamburger Modelabel Ethel Vaughn ihre Characters in die dritte Dimension zu bringen. Sie arbeitete sich in das klassische Modellierprogramm ZBrush ein, »das weniger konstruierend, sondern eher wie digitales Kneten funktioniert. Die anfängliche Panik wich schnell Begeisterung, dank der vielen Online-Tutorials lernt man sehr schnell! Inzwischen nutze ich das entstandene Footage auch als Referenzmaterial für 2D-Animationen.«
Jacob Eisinger: 3D-Drucker
Neue Wege geht auch 3D Designer Jacob Eisinger alias Yippiehey . Er wollte seine 3D-Illustrationen auch mal in der Hand halten und schaffte sich den Original Prusa i3 (noch Modell MK2) an, den aktuell wohl beliebtesten und zudem erschwinglichen 3D-Drucker. Der erste Kundenauftrag dafür kam vom britischen Magazin »Shortlist«: Gewünscht war ein gedrucktes Titelmotiv auf Typobasis. »Man muss sich erstmal einarbeiten«, erzählt Eisinger. »Ich hatte diverse Fehldrucke, bevor die richtige Temperatur- und Materialkombination gefunden war, bei der auch ein längerer Druckprozess gleichmäßig verläuft.« Wir sind gespannt, was als Nächstes aus der Yippiehey-Werkstatt kommt.
Kleine Liebeserklärungen an analoge Tools von Daniel Stolle, Ju Schnee, Andreas Martini und André Laame lesen Sie in der PAGE 04.2019.
Dieser Beitrag ist erstmals im Februar 2019 erschienen.
Werbung gegen Plastikmüll: Was zieht, was prallt an uns Umweltsündern ab? Wir zeigen einige der wichtigsten Kampagnen des vergangenen Jahres.
●Eigentlich war es ein Grund zur Freude, dass Netto im Oktober endlich auf die Kritik von Vebrauchern reagierte und bei frischem Obst und Gemüse die Plastikverpackung wegließ. Doch die Kampagne, mit der Jung von Matt diesen wichtigen Step bewarb, kam dann auch wieder nicht gut an.
Unverpackt mit Jung von Matt
Frauen würden als »Ware« dargestellt, hieß es auf Social Media. Zwar gab es auch ein Motiv mit männlichen Protagonisten, aber vielleicht hat man hier das Motto »Hüllen fallen lassen« von den Lebensmitteln doch allzu direkt auf Adam und Eva übertragen …
Plastik-Relikte: fischerAppelt für Greenpeace
Gestalterisch und konzeptionell gelungener finden wir die jüngsten Kreationen von fischerAppelt für Greenpeace. CGI-Artists waren Carioca aus Rumänien:
Plastiktüten zum Abgewöhnen: Rethink für East West Market
Die Agentur Rethink aus Kanada hat sich was ganz Gemeines ausgedacht, damit es den Kunden des East West Market richtig peinlich wird, wenn sie Plastiktüten benutzen – sie versahen die Tüten mit Aufschriften, die auf den Besuch eines Sex-Shops, auf den Einkauf von Produkten gegen Darmbeschwerden oder Warzen hinweisen:
ressourcenmangel mit Kampagne für Bundesministerium
Eher ästhetisch und mit regionalem Wortwitz ging die Berliner Agentur ressourcenmangel das Thema Tüte in der jüngsten Kampagne fürs Bundesumweltministerium an:
McCann Prag für tschechische App Foodgroot
Für die tschechische App Foodgroot, mit der Kunden im Laden checken können, wie gesund und umweltfreundlich ihre Lebensmittelkäufe sind, entstanden bei McCann Prag diese beiden Motive. Sie erinnern an Bilder von Vögel oder Fischen, in deren Mägen jede Menge Plastikmüll gefunden wurde … Die Digital Artists saßen wieder einmal beim vielfach preisgekrönten Studio Carioca in Rumänien.
Plastik-Diät: Kampagne von Grey Singapur für WWF
Wir alle haben unsere Portion Plastik intus, so auch die Botschaft des WWF in der Kampagne von Grey Singapur:
Entsorgungsprobleme: Greenpeace mit DDB Wien gegen Wegwerfmode
Zum Black Friday startete Greenpeace mit DDB Wien eine Kampagne gegen den Kauf von Wegwerfmode, die mit ihren synthetischen Bestandteilen zunehmend zum Entsorgungsproblem wird:
Mikrofasern im Wasser: Drastische Kampagne von Metaphora für Marevivo
Speziell um Mikrofasern, die beim Waschen ins Wasser gelangen, geht es bei diesem Motiv der Agentur Metaphora für die italienische Organisation Marevivo, die sich seit 1985 für den Schutz der Meere einsetzt. Manchmal ist es wohl nötig, sehr drastische Verbindungen herzustellen, denn noch denken die Wenigsten schon beim Wäschewaschen an die möglichen Schäden bei Meeresbewohnern:
Greenpeace Spot »American Ugly«
Dieser Spot greift eine legendäre Szene aus dem mit fünf Oscars preisgekränten Film »American Beauty« von 1999 auf. Was damals nach Poesie aussah, stellt sich heute dumm und gefährlich dar:
Plastik-Baby: Edeka Spot gegen Verpackungsmüll
Heftiges Geschütz fuhr Edeka in diesem Werbefilm auf – leider geht man noch nicht ganz so drastisch gegen jegliche Plastikverpackung in den Obst- und Gemüseabteilungen vor:
Plastikmüll vermeiden: Ogilvy mit Kampagne für ALDI
In Ogilvys Werbefilmchen über erste Anti-Plastikmüll-Schritte bei ALDI stand Uke Bosse vor der Kamera:
Preisgekrönte: 747 Studios & Wings The Agency für Sea Sheperd
Kein Futter mehr – Eisbär, Robbe und Pelikan fangen nur noch Plastikmüll … Für die CGI-Artists von 747 Studios aus Hamburg gab es dafür einen Epica Silber-Award. Die Agentur war Wings The Agency aus Venezuela:
Dieser Beitrag hat euch 2019 bewegt: Der legendäre Illustrator Gerald Scarfe sorgt im Katjes-Spot noch mit 83 Jahren für einen handfesten Skandal. Und die Landwirtschaftsministerin attackiert die Werber …
●Es ist schon ganz schön brutal, wie das bei der Agentur antoni entstandene Animationsfilmchen die Massentierhaltung von Kühen als »Milchmaschinen« darstellt, auch wenn die Szene nur Sekunden dauert.
Illustrator Gerald Scarfe, der die Bilder lieferte, wurde zwar vor allem für seine Zeichentrickfilme und die Cover-Illustrationen für das Album und den Film »The Wall« von Pink Floyd berühmt, einem der Meilensteine der Popmusikgeschichte. Aber er bezeichnet sich selbst in erster Linie als politischen Karikaturisten, arbeitete für Magazine wie »Punch«, »Esquire« oder »The New Yorker«.
Nun sorgte der Brite im zarten Alter von 83 Jahren nochmal für einen Eklat. Der neue Spot für »Chocjes« – tier- und umweltfreundlich mit Hafermilch hergestellte vegane Schokolade – sei eine pauschale Verunglimpfung von Milchbauern, hieß es in einer einer Beschwerde des Bauernverbands Bayern beim Deutschen Werberat.
Auch unsere Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner meldete sich zu Wort und attackierte die Kreativen auf Twitter. Die hippen Werbefilmer seien sicher schon in aller Welt gewesen, aber noch nicht in einem Kuhstall …
Dass Unternehmen für ihre Produkte werben, ist verständlich, aber dass das nur mit Landwirtschaftsbashing + plumpem Abwerten aller Milchbauern geht, ist nicht anständig. Die hippen Werbefilmer waren sicher schon in aller Welt, aber nicht in einem Kuhstall https://t.co/KR5Kjfy7a2
Tatsächlich ist es aber – nicht nur für Werber – gar nicht so einfach, in einen Massentierhaltungsbetrieb hineinzugelangen. Gerade heute wurden extrem schlimme, natürlich heimlich von Aktivisten gefilmte Aufnahmen aus der Schweinehaltung bekannt. Angeblich müssen Millionen Tiere notgetötet werden, weil die grausame Haltung sie so krank macht, dass sie nicht mal den Schlachthof erreichen. Vielleicht sollte Frau Klöckner sich lieber um diese Probleme kümmern.
Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs hat jedenfalls schonmal erklärt, dass Katjes nicht gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen habe, man sehe keine »unzulässige Herabsetzung der Milchindustrie«, wie vom Bayerischen Bauernverband behauptet.
Der Animationsfilm für die bundesweite Kampagne entstand in der Zusammenarbeit von Gerald Scarf und Antoni mit dem Münchner Motiondesign-Studio Velvet und unter der Regie sowie Animationsleitung von Mathias Zentner.
Dieser Beitrag ist erstmals am 24. Oktober 2019 erschienen
Volkswagen verabschiedet sich mit emotionalem, anspielungsreichem Animationsfilm vom VW Käfer
●Im Juli 2019 ist der letzte VW-Käfer in Mexiko vom Band gerollt, zum Jahreswechsel holte Volkswagen nochmal zu einer großen Hommage an sein kultigstes Modell aus.
Diverse popkulturelle Anspielungen stecken in dem Animationsfilm »The Last Mile«, der die Geschichte eines Jungen erzählt, den der Käfer ein Leben lang begleitete – als Auto der Eltern, beim Fahrenlernen, in der Hippie-Zeit und als älterer Mann. Die Idee kommt von der derzeit äusserst angesagten Agentur Johannes Leonardo aus New York, vom Branchenblatt »Adweek« zur Breakthrough Agency of the Year gekürt.
Musikalisch wird das Filmchen von einer textlich dem Zweck angepassten Version des Beatles-Songs »Let it be«, gesungen vom Kinderchor Pro Musica Youth Chorus aus Chicago. Bekanntlich ist ein VW-Käfer auf dem legendären Cover des Beatles-Albums »Abbey Road« zu sehen.
Wer genau hinschaut (und zwar bei Minute 1:01), wird auch Andy Warhol entdecken, der den Käfer auf einem berühmten Siebdruck verewigte. Auch Schauspieler Kevin Bacon taucht in seiner Rolle als Beetle-fahrender Ren aus dem Film »Footloose« von 1984 auf. Die ganz oben gezeigte Szene zeigt natürlich Woodstock.
Außerdem gibt es nicht auf Anspielungen auf klassische DDB-Kampagnen wie »Think Small«, sondern auch auf die erste Arbeit von Johannes Leonardo für Volkswagen, die Kampagne »Drive Bigger«. Überhaupt weist der Spot am Ende natürlich in die Elektro-Zukunft – so fährt das Auto durch einen Windpark und verwandelt sich ganz zum Schluss in einen Leuchtkäfer, der in den Himmel fliegt …
Cover »Abbey Road« von 1969
VW-Werbung von Doyle Dane Bernbach, Art-director Helmut Krone, 1959
»Lemon« heisst im amerikanischen Englisch Schrottkarre …
Rotoskop-Animationstechnik
Für die Produktion tat sich Johannes Leonardo mit den Londoner Nexus Studios und dem in London lebenden französischen Regisseur Fx Goby zusammen. Das gesamte Geschichte wurde also als Realfilm gedreht und per Rotoscoping mit Handzeichnungen übermalt in eine Animation umgewandelt.
Dabei nutzten die Filmemacher eine reduzierte Farbpalette von warmen Tönen, die die die emotionale Verbindung der Käferfahrer zu ihrem Auto widerspiegeln sollte. Aus dem gleichen Grund wählte man einen Look in der Anmutung von Papier, als »ob jedes Bild ein Druck gewesen wäre«, so Fx Goby.
Die lebenslange Verbindung zu einem Käfer ist übrigens ein durchaus realistisches Szenario: Man schaue sich das sympathische, ebenfalls von VW produzierte Filmchen über Annie an, den Käfer, der seine Besitzerin über 50 Jahre begleitete.
Fotografie, ein fürs Webdesign zu starres Medium? Wir zeigen innovative Wege des Umgangs mit Fotos im UX-Design.
● Illustration oder Fotografie? Wenn es um die Bildauswahl bzw. Bildgestaltung ging, entscheiden sich Designer seit ein paar Jahren häufig eher für Illustratives als für Fotografisches. Steht jetzt womöglich ein Trendwandel bevor, ein großes Comeback der Fotografie?
Um die Gründe hierfür und um den spannenden Einsatz von Fotos im aktuellen Design geht es in der Titelgeschichte von PAGE 02.2020, die ab sofort am Kiosk oder in unserem Online-Shop zu haben ist.
Natürlich geht es dort auch ums Webdesign, das der Illustration aufgrund ihrer Flexibilität besonders zugetan war. Doch das ändert sich gerade gewaltig, eine ganze Reihe von Gestaltern und Entwicklern experimentiert mit der Beweglichkeit von Bildern im Netz, unter anderem mit Three.js.
www.aristidebenoist.com
Sehenswert ist etwa die Website von Developer Aristide Benoist, der aufs Zusammenspiel von Interaktion und Motion-Effekten spezialisiert ist und von Malaga aus Kunden in aller Welt mit seinen eleganten Kreationen beliefert. Natürlich zeigt er sein Können auf der eigenen Portfolio-Seite, die mit Designer Ben Mingo entstand. Auch die Website, die er für Designer Anthony Goodwin entwarf, bringt Bilder durch User-Interaktion in Bewegung.
Anthony Goodwin, www.designembraced.com
https://droledemonsieur.com
Witzige Interaktion mit Fotos gibt es auch auf der Website des französischen Modelabels Drôle de Monsieur von Designer Martin Silvestre – Gründer der Agentur Autumn Amsterdam – und Kévin Chassagne zu sehen. Letzterer entwickelte mit Léo Chéron ebenfalls die Site von Castor & Pollux, wo sich die Fotos beim Hineinscrollen wie Kaugummi dehnen.
Auf der Seite von Hello Monday verformen sich die Außenkanten der Bilder zunächst durch Cursor-Berührung. Erreicht man die Bildmitte, nimmt das Foto seine rechteckige Gestalt an und der Cursor verwandelt sich in ein minimalistisches Gesicht:
Nathan Riley, Gründer der Designagentur Green Chameleon aus Bristol, hat erst kürzlich eigens Cinema4D gelernt, um auf Websites mit Fotoanimationen zu experimentieren. Für den Auftritt des litauischen Luxushotels Pacai verwandeln sich per Hover-Effekt einzelne Fotos in Bilderstapel, die sich über die Site bewegen.
Lieber Dienst an der Waffe statt kurzfristiger Befriedigung durch Social Media und anderen Schnickschnack, so die Message der neuen Kampagne.
●Karmarama, die sich seit Jahr und Tag konstant und mit welchem Recht auch immer als »progressivste britische Agentur« bezeichnet, wirbt auch 2020 wieder im Auftrag der British Army um Rekruten.
Die Kampagne von 2019 war umstritten, erntete viele spöttische Kommentare. Laut Karmarama war sie jedoch angeblich erfolgreich: Es gab 90000 Bewerbungen in neun Monaten und mehr Teilnehmer an der Grundausbildung als in den letzten zehn Jahren.
Dies Jahr schlägt Karmarama in eine ähnliche Kerbe, unter dem großen Kampagnenmotto »This is Belonging« geht es diesmal ums Thema Selbstvertrauen. Statt durch Likes, Besäufnisse oder den Konsum von Fast Fashion nach Bestätigung zu suchen, bietet sich die Army als sinnstiftende Gemeinschaft an. Dort bekommt man Selbstvertrauen fürs ganze Leben, so die Botschaft »Confidence that lasts a lifetime«.
Die Bundeswehr setzt ja bekanntlich auf YouTube-Reality-Dokus. Nach den Serien »Die Rekruten«, »Die Springer – Mach den Sprung deines Lebens«, »KSK – Kämpfe nie für dich allein« oder »Survival – 7 Offiziere. Eine Mission« begleiteten die Filmchen 2019 »Die Rekrutinnen«. Alles zu sehen im Channel »Bundeswehr Exclusive«.
Dieser Beitrag hat 2019 viele unserer Leser interessiert: Claus Schilke, Schulleiter in Hamburg, erklärt, warum er ein professionelles Erscheinungsbild in Auftrag gegeben hat.
●Dass Designagenturen für Grund- und weiterführende Schulen arbeiten, ist in Deutschland noch die Ausnahme. Warum das nicht so weitergeht und wie begeisternde Corporate Designs von Schulen aussehen können, zeigen wir ausführlich in PAGE 11.2019. Dort gibt die Hamburger Agentur BEN & JAN Einsicht in drei wegweisende in Hamburg realisierte Projekte – und in die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie dabei gewann.
Einer ihrer Auftraggeber ist Claus Schilke, der im Hamburger Stadtteil Jenfeld die Otto-Hanh-Schule leitet, eine sogenannte Stadtteilschule mit gymnasialer Oberstufe und über 1400 Schülern. Wir haben ihn gefragt, was er sich von dem neuem Corporate Design verspricht.
Ein gutes Branding macht Schüler erstmal nicht schlauer. Warum ist es Ihnen trotzdem wichtig?
Uns geht es sowohl um die Wirkung nach außen als nach innen. Um unser Schwerpunktthema Inklusion voranzutreiben, arbeiten wir intern ja an der Schulstruktur, betreiben Unterrichtsentwicklung und haben ein Leitbild ausgearbeitet. Wenn das komplette Design damit verknüpft und geschmeidig aus einem Guss ist, führt das zu einem hohen Wiedererkennungswert und zu Identifikation bei Lehrern, Schülern, aber auch Eltern. Wir können so sichtbar machen, dass die Otto-Hahn-Schule sich konsequent an ihr Leitbild hält, und sehr viel besser verbreiten, was wir eigentlich wollen.
Bloß eine neue Website hätte dafür nicht gereicht?
Nein. Henrike Elter, die als Lehrerin bei uns die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt, und ich hatten von Anfang an ein CI-Konzept angestrebt. Wir haben ein sehr großes, Campus-artiges Gelände mit dreizehn Gebäuden. Da wünschen wir uns von Ben & Jan auch gute, neue Ideen für das Orientierungssystem. Zudem sollen neue Broschüren entstehen, später auch eigenständig mit dem Hilfe des Baukasten-Systems, das die Agentur für uns entwickelt. Unsere Aufgabe hier an der Schule wird es in den nächsten Jahren sein, in allen Köpfen die Gestaltung mit unseren Inhalten und Werten zu verknüpfen.
Einige der von BEN & JAN entwickelten alternativen Erscheinungsbilder
10,6 Millionen User stimmten weltweit über dieses Logo ab – jetzt werden 10,6 Millionen Bäume gepflanzt.
●Aus unserer Perspektive ist es ziemlich ungewöhnlich, wie dieses Logo entstand. Aber die Vereinigten Arabischen Emirate sind ja in vieler Hinsicht ein bißchen anders als wir es von Westeuropa kennen.
Eine Demokratie ist keines der sieben Emirate, Widerspruch gegen die Scheichs ist nicht denkbar. Trotzdem verfolgen einige von ihnen teilweise eine erstaunlich progressive Politik, etwa bei Bildung, Gesundheit, Transport oder Nachhaltigkeit. Insbesondere gilt das für den Herrscher des futuristischen Dubai, Mohammed bin Raschid Al Maktoum, zugleich Vizepräsident, Premierminister und Verteidigungsminister der United Arab Emirates, kurz UAE.
Nation als Marke
Er war wohl die treibende Kraft beim Projekt Nation Brand, also der Entwicklung einer neuen Marke der UAE als Nation. Unter dem Slogan »Make it Happen« wurden 49 Künstler, Autoren, Dichter und Designer zu einem Workshop eingeladen, bei dem sie drei Logos entwickelten. Es waren die Entwürfe »Emirates in Calligraphy« (erinnert an die gewellte Küstenlinie und an das Meer), »The Palm« (wichtigster Baum der Region) und »7 Lines« (steht für die sieben Emirate und ihre gemeinsamen, globalen Ambitionen).
Mehr über die Varianten ist in diesem Video zu erfahren.
Auf der Website www.nationbrand.ae und auf sozialen Medien wurden die drei Logos weltweit zur Wahl gestellt – für jeden, der mitmachte, versprachen die UAE in den stark vom Klimawandel betroffenen Regionen Nepals und Indonesiens einen Baum zu pflanzen.
Die beiden anderen zur Wahl stehenden Entwürfe
Eine in jeder Hinsicht erfolgreiche Aktion: 500 Millionen Social-Media-Views kamen zusammen, 10,6 Millionen Menschen aus 185 Ländern machten beim Voting mit.
Sieger wurden die »7 Lines«, die in der Gestalt des Umrisses der UAE angeordnet sind. Für die Implementierung wurde eigens ein Nation Brand Office eingerichtet, das dem Ministry for Cabinet Affairs and the Future unterstellt ist.
Einer der erfolgreichsten deutschen Interactive Designer zeigt anhand von Dieter Rams Thesen, was im Digital Design aktuell schief läuft
●Dieter Rams – der unter anderem die Marken Braun und Vitsœ zu Ikonen moderner Gestaltung machte – ist nach wie vor der vielleicht meistbewunderte Designguru, beeinflusste maßgeblich etwa das Design von Apple.
Schon Ende der 1970er Jahre formulierte er seine »Zehn Thesen für gutes Design«. Dass sie in den letzten vierzig Jahren nichts an Aktualität verloren haben, macht ein kritischer Twitterpost von Tobias van Schneider deutlich. In seiner »2020 Tech Industry Edition« der Thesen spießt er auf, was derzeit falsch läuft bei der Gestaltung digitaler Produkte.
Tobias van Schneiderweiß, wovon er spricht. Sein Name ist zwar nicht ganz so bekannt wie der von Dieter Rams, aber er ist maßgeblich beteiligt am Design von digitalen Produkten, die viele von uns nutzen.
Der in Deutschland geborene, in Österreich aufgewachsene Gestalter war drei Jahre lang leitender Produktdesigner und Art-Direktor von Spotify. Außerdem ist er Mitgründer und Kreativdirektor des vielseitigen, auf WordPress basierenden und eigens auf die Bedürfnisse von Designern abgestimmt Portfolio-Systems Semplice.com.
Kürzlich wurde er zudem Partner und Co-CEO von Carbonmade. Derzeit lebt er in New York.
Welche Bild- und Designtrends bestimmen 2020? Shutterstock hat seine Suchanfragen ausgewertet – mit teils überraschenden Ergebnissen.
●Wohl niemand verfügt über so umfangreiche statistische Daten zu aktuellen Gestaltungstrends wie Bildagenturen. Mit entsprechender Spannung schaut die Branche auf ihre immer zum Jahreswechsel veröffentlichten Trendprognosen.
Nun hat die New Yorker Agentur Shutterstock ausgewertet, welche Suchbegriffe gerade eine drastische Steigerung der Nachfrage verzeichnen.
Trend: Goldene 2020er Jahre
Der weltweite Erfolg von »Babylon Berlin« war schon ein Anzeichen, vielleicht kommt dazu die Hoffnung, dass die 2020er ebenso stylish, revolutionär und eben golden werden, wie es die 1920er waren. Jedenfalls sind nicht nur die Suchanfragen nach »20er-Jahre-Retro« um 189 Prozent gestiegen. Beliebt ist derzeit auch »lineare Geometrie« und passend zum Art-déco-Look »Goldmuster« – die Nachfragen nach diesem Begriff sind regelrecht explodiert.
Trend: Okkultismus
Sachlicher und vernüftiger wird die Menschheit auch 2020 nicht, vielleicht ist es aber auch zuviel Rationalität die wieder die Sehnsucht nach Irrationalem aufkommen lässt. Der Suchbegriff »Magie« verzeichnet 526 Prozent Steigerung, nach »Spirituellem« fahndeten 289 Prozent mehr Bildnutzer.
Trend: Minimalistisches Schwarz
Dass minimalistische Reduktion in unserer von Reizüberflutung bestimmten Zeit aktuell über weite Strecken die Gestaltung bestimmt, dürfte für PAGE-Leser nicht neu sein. Interessant ist aber, dass die Suche nach »Schwarz« bei Shutterstock ein Plus von 1779 Prozent verzeichnete. Minimalismus funktioniert eben nicht nur in Weiß, sondern auch in changierenden Schwarztönen.
Trend: Sport und Outdoor
Man sollte meinen, dass die Begeisterung für diese Themen sich nicht steigern lässt, aber es geht. Für »Sport« gab es ein Plus von 1647 Prozent, für »Laufen«, »Fahrradfahren«, aber auch »Boxen« und »Schwimmen« war ebenfalls wachsenden Interesse festzustellen. Dabei wollen offenbar viele raus in die Natur oder sogar Wildnis – mit gefühlvollen Bildern von »Wandern« (+ 533 Prozent) sowie »Camping« (+ 368 Prozent) und ausgerüstet mit »Rucksack und Stiefeln« (+ 325 Prozent).
Trend: Protest
Große Bedeutung für 2020 sprechen die Shutterstock-Trendbeobachter auch der Protestkunst zu. Dabei geht es nicht nur um Umweltthemen: Um 465 Prozent stieg die Nachfrage nach »Symbolen der Ungleichheit«.
Und diese Kreativtrends betrachten die Experten von Adobe Stock als wichtig für 2020.
Nominiert als bester Film des Jahres 2019 – und für fünf weitere Oscars: Der koreanische Film »Parasite« hat auch viele Gestalter inspiriert.
●Verstörender Inhalt, ausgefeilte visuelle Form: das satirische Drama »Parasite« des Koreaners Bong Joon-Ho ist nicht nur als bester Film, bester fremdsprachiger Film, beste Regie und bestes Drehbuch nominiert. Für Gestalter nicht überraschend sind auch die Nominierungen in den Kategorien bestes Production Design (auf Deutsch heisst die Kategorie Szenenbild) und bester Schnitt.
Immer wieder sagt der junge Ki-Woo, eine der Hauptfiguren von »Parasite«, über irgendwelche Dinge »Das ist sehr metaphorisch« … Eine ironische Anspielung auf den Film, der insgesamt sehr metaphorisch ist. Diese Vielschichtigkeit war inspirierend bei der Gestaltung verschiedener Plakate.
Das Original-Poster aus Korea
Vor allem um »oben« und »unten« geht es in der Sozialsatire bildlich häufig, was in diversen anderen Plakaten eine Rolle spielt. Hier zwei Varianten für den internationalen Markt.
Das Designstudio La Boca gestaltete ein Filmplakat für den Start in Großbritannien.
Und hier ein alternatives Poster von Illustratorin Marie Bergeron aus Montreal.
Fan-Art und Parodien
In Korea parodierten allerlei Spaßvögel das offizielle Plakat.
Es gab sogar einen von der Produktionsfirma veranstalteten Fotowettbewerb.
Der koreanische Comic-Artist Sa-ard ließ sich diese Illustration einfallen.
Und Illustratorin Anna Martin aus Chicago verarbeitete eine kleine Schlüsselszene als Gif.
Die Agentur Sehsucht realisierte den Werbefilm mit äusserst realistisch anmutenden tierischen Protagonisten …
●Welche Gefahren der Klimawandel für die Tierwelt mit sich bringt, zeigen uns die Feuer in Australien gerade auf höchst drastische Weise. Aber auch langsam und schleichend bedroht die globale Erwärmung den Lebensraum von Tieren.
Das zeigt ein sympathischer Werbespot, bei dem sich vier Tiere – ein wenig im Stil der Bremer Stadtmusikanten – auf den Weg machen, um das nachhaltige Verhalten der Menschen zu prüfen. Zwischendurch wird es ziemlich spannend, aber am Ende ist alles gut …
Es geht ums Programm #erneuerbarheizenvon EnergieSchweiz, mit dem das Bundesamt für Energie für Energie ab sofort Hausbesitzer beim Umstieg auf entsprechend Heiztechnologien unterstützt.
Die Basler Werbeagentur CRK entwickelte das Konzept, umgesetzt wurde es von den CGI-Spezialisten im Münchner Studio von Sehsucht. Regisseur war Henry Littlechild, ein schon vielfach preisgekrönter Experte für die Themen Tiere und VFX.
Natürlich gab es auch einen zweitägigen Live-Action-Dreh in den Schweizer Bergen, doch die eigentliche Arbeit begann bei der Animation von vier Vertretern der Schweizer Tierwelt: Schneehase, Murmeltier, Igel und Biene. Hier das Team der Beteiligten:
Executive Producer: Matthias Winter VFX-Supervisor: Sebastian Brandhuber 3D-Artists: Sven Rabe, Sebastian Brandhuber, Thabo Mlangheni, Selina Sonnauer, Karim Eich, Nicolas Pellkofer Matchmove: Christoph Gaudl 2D Artist: Felix Laser, Tobias Bachleitner, Mortimer Warlimont Art Department: Johannes Müller Concept Artist: John Macaraeg Storyboards: Finlay Britton
Weitere Werbespots von Regisseur Henry Littlechild mit Tieren …
Der wichtigste Wettbewerb für Buchgestaltung geht in eine neue Runde. Für junge Buchgestalter gibt’s einen Förderpreis – auch Studenten sind gefragt!
●Große Beachtung findet alljährlich der von der Stiftung Buchkunst verliehene Wettbewerb um die Schönsten Deutschen Bücher. Die prämierten, aber auch die nominierten Publikationen werden mit einer Ausstellung auf der Frankfurter Buchmesse einem großen Publikum präsentiert.
Jetzt gibt es eine neue Chance mitzumachen: Bis zum 31. März 2020 kann man Bücher einreichen, die zwischen dem 1. April 2019 und und dem 31. März 2020 erschienen sind.
In zwei Stufen Beurteilen Fachjurys nicht nur Gestaltung, Satz und Einband, sondern auch Konzeption und herstellerische Qualität. Für das allerschönste Buch gibt es den mit 10.000 Euro dotierten »Preis der Stiftung Buchkunst«.
Wer wissen will, welche Buchdesigns beim letzten Wettbewerb überzeugt haben, kann sich hier die Preisträger von 2019 anschauen.
Förderpreis für junge Buchgestalter
Neben dem Hauptwettbewerb, bei dem insgesamt 25 Publikationen ausgezeichnet werden und dessen Preisverleihung in den letzten Jahren im Museum Angewandte Kunst Frankfurt stattfand, gibt es auch einen Förderpreis für junge Buchgestaltung. Technische Perfektion und größere Stückzahlen sind hier nicht das wichtigste Thema, sondern spannende Ideen und gute Gestaltung. Nicht nur gedruckte Bücher, sondern auch hybride Buchformen sind hier gefragt! Drei junge Buchgestalter erhalten eine Förderung von je 2000 Euro.
Kleiner Tipp für einreichende Gestalter und Verlage
Vor allem in den Kategorien Ratgeber, Sach- und Fachbücher, aber auch Kinder- und Jugendliteratur gibt es manchmal gar nicht so viele Einsendungen, die um eine Auszeichnung konkurrieren. In diesen Genres lohnt es sich ganz besonders, schöne Publikationen einzureichen. Weitere Infos über Teilnahmebedingungen und Prozedere sowie Teilnahmeformulare für beide Wettbewerbe finden sich auf der Website der Stiftung Buchkunst.
Die Reihe kleiner, aber feiner Websites zum Gedenken an Musiklegende Prince ist um eine wunderbar gestaltete Mini-Site reicher.
● Nicht nur musikalisch, auch visuell war Prince ein kreativer Pionier. Daran knüpfen auch die Verwalter seines extrem umfangreichen Nachlasses an – das am 21. April 2016 als Opfer der US-amerikanischen Opiod-Krise ums Leben gekommene Multitalent schuf quasi rund um die Uhr Musik.
Das Prince Estate arbeitet dafür mit dem New Yorker Büro von Base Design zusammen (die für stets erlesene Entwürfe bekannte Agentur hat auch Studios in Brüssel und Genf).
Neu im Reigen der Prince-Websites ist Becoming Prince, mit der man tief in die Jugendjahre des Musikers in seiner Heimatstadt Minneapolis einsteigen kann.
Die Site ist in die Teile »Story« und »Maps« eingeteilt. Man kann entweder auf dem Stadtplan von Minneapolis über Fotos von Orten navigieren, die für ihn wichtig waren, oder über »Storys« einen textlichen Zugang wählen.
»Becoming Prince« fügt sich ein in eine Reihe von Websites-Relases, die Base Design schon realisiert hat. Darunter eine kommentierte Diskografie unter discography.prince.com, wo auch viele tolle Coverdesigns zu sehen sind.
Oder die zu seinem zweiten Todestag veröffentlichte Site prince2me.com, die zu Fotos und Videos Prince-Fans aus aller Welt zu Wort kommen lässt.
Alle eigenständigen Mini-Sites finden dann unter Prince.com eine Heimat.
Editorial Designer lieben zurzeit illustrierte Zeitschriften-Cover! Wir zeigen wieder Highlights unter den aktuellen Cover-Illustrationen.
●Im Editorial Design spielen Illustrationen eine immer größere Rolle – und erfreulicherweise macht sich das darin bemerkbar, dass man immer öfter auch tolle illustrierte Magazincover findet. Grund genug, um hier regelmäßig eine Auswahl der besten internationalen Cover-Illustrationen vorzustellen.
»Die Frau ist die Zukunft der Technologiebranche« heißt es auf dem von Xaviera Altena aus Rotterdam illustrierten Umschlagbild – das übrigens um das ganze Magazin herumläuft. Außerdem zeigen wir hier noch eine Innenseite mit einer Illustration von Xaviera Altena, die übrigens 2018 schon das Sonderheft »Berufseinstieg« von »Zeit Campus« bebilderte.
Hier eine Auswahl weiterer herausragender Cover-Illustrationen aus den letzten Monaten.
Auch klassische Illustrationsstile sind wieder gefragt: Zeitlos und gleichzeitig zeitgemäß möchte man über die Zeichnungen von Jindrich Novotny aus Hannover sagen.
In charmantem Cartoon-Stil brachte Nishant Choksiaus Brighton das wohl zentrale Dilemma unserer Tage auf den Punkt.
Streamen oder nichts streamen, das ist die Frage bei diesem von Stephan Walterentworfenen Spotify-Plattenspieler.
Der bekannte Lettering-Artist John Mavroudis setzte die nicht enden wollende Waffengewalt in den USA eindrucksvoll für das »Time«-Magazin um.
Zwischen Infografik und Wimmelbild bewegen sich die Kreationen von Giacomo Gambineri für die Jugendbeilage der »New York Times« (unten eine Innenseite).
Die klassischen Theaterstücke der alten Griechen haben uns noch immer etwas zu sagen – macht diese Cover von Fernando Vicente deutlich.
Im Retro-Look alter illustrierter Magazin-Cover der Epoche von Judy Garland kommt dieses Bild von Laurène Boglio zum Biopic »Judy« daher, in dem Renée Zellweger die legendäre Sängerin interpretierte. »Little White Lies« aus London ist eine der renommiertesten internationalen Filmzeitschriften und zeigt auf dem Umschlag ausschließlich Illustrationen.
Handstand in Flipflops für Lokalmagazin »NUN,« aus Konstanz, gezeichnet von Viktoria Cichon.
Und natürlich müssen auch wieder einige Cover von »The New Yorker« dabei sein: Richard McGuire über zuviel Lärm in seiner Heimatstadt New York, der argentinische Cartoonist Liniers mit einer Halloween-Szene und Edward Steed mit fantastischen Meeresbewohnern.
Die schönsten Coverillustrationen der letzten Jahre
Juni 2019
Juni 2017
März 2017
Januar 2017
Oktober 2016
Juni 2016
Mai 2016
Winter 2015/2016
September 2015
August 2015
Mai 2015
April 2015
Januar 2015
Noch mehr aktuelle Coverillustrationen findet man hier. Und geniale Vintage-Coverzeichnungen von Walter Trier in diesem Artikel.
Mit diesem smarten Activity-Buch kann jeder in den eigenen vier Wänden witzige Kunstobjekte und Kunstinstallationen schaffen.
●Wie würden sie sich mit ihren Besitztümern als Kunstwerk inszenieren? Wie viele Quadratmeter Teller besitzen Sie und wie lang sind alle ihre Geschirrtücher aneinandergeknotet?
So lauten die Fragen in Silke Wawros witzigem Activity-Buch »Alles was ich habe«. Die Gestalterin lehrt und experimentiert am Institut für Kunst und Materielle Kultur der TU Dortmund. Wobei der Schwerpunkt ihres Interesses auf dem Verhältnis des Menschen zum Gebrauchsgegenstand liegt.
In ihrem unterhaltsamen Büchlein geht es ihr aber keineswegs nur darum, uns zum Nachdenken über unseren Konsumüberfluss anzuregen, sondern auch als improvisierte Installationskünstler unseren Besitz wertzuschätzen.
Die Einladung zu einer lustvollen Erkundung der Beziehung von Mensch und Ding ist beim Verlag Hermann Schmidt erschienen und lässt sich für 25 Euro ergattern.
Silke Wawro: Alles, was ich habe. Installationen und Inszenierungen zur Bestandsaufnahme des persönlichen Besitzes Verlag Hermann Schmidt Mainz 216 Seiten, 15,5 x 22 cm Fadengeheftetes Kunst-Lederbändchen 25 Euro ISBN 978-3-87439-934-0
»Lege alle deine Teller auf dem Küchenboden aus. Beginne mit einer Skizze.«
Auch Dinge, die schon reif für die Mülltonne schienen, können noch eine neue Verwendung finden – hier etwa bekommt die zerbrochene Kanne einen Henkel.
Und wie wäre es, wenn zwei alte T-Shirts im Partnerlook zueinander finden?
»Schneide die Etiketten aus deinen Kleidern und klebe mit ihnen die Skyline von Bangladesh nach«
Aus ganz einfachen Dingen lassen sich auch wunderbare Still-Leben kreieren
Copyright für Musik ja, Bildrechte nein? Der peinliche Urheberrechts-Ausrutscher von Lady Gaga (und wie das Netz reagierte)
Lady Gagas neuer Song »Stupid Love« landete kürzlich wegen eines Leaks schon vor der eigentlichen Veröffentlichung im Netz und ging natürlich viral. Äusserst ärgerlich für die Sängerin, die verständlicherweise daraufhin verzweifelt-entnervt »könnt ihr nicht alle damit aufhören« twitterte.
Offenbar unterscheidet sich das Urheberrecht für Musik für die Sängerin allerdings komplett von dem für Fotografie … Denn zu ihrem Tweet stellte sie zwei Fotos, die groß und deutlich das Wasserzeichen von Shutterstock trugen.
Das wiederum fand die New Yorker Bildagentur nicht so witzig und twitterte ihrerseits. »Wir finden auch, dass Künstler für ihre Arbeit bezahlt werden sollten. Hier ist ein Link zu den Arbeiten des Fotografen, wo sich diese Qualitätsbilder lizenzieren lassen.«
Was bedeutet eigentlich royalty-free?
Okay, über die ästhetische Qualität der Fotos kann man streiten. Lady Gaga haben sie jedenfalls offenbar gefallen! Und so manche ihrer Fans fanden es total okay, dass sie die Bilder benutzte: »Are you serious? I mean come on. She‘s the Quen of everything, she does whatever she wants.«
Dass viele Laien denken, Royalty-Free bzw. lizenzfrei bedeutet kostenlos, kann man ja noch nachvollziehen. Diese Begriffe sind wirklich unglücklich gewählt. Sie stammen noch aus einer Zeit, als lizenzpflichtige Bilder die Regel waren, wo man also für jede einzelne Nutzung des Bildes eine »Royalty«- Gebühr bezahlen musste. Heute kauft man meist lizenzfreie Bilder, mit dem Recht, sie für verschiedenste Zwecke zu nutzen.
Lustig ist allerdings, dass so einige dachten, ein Wasserzeichen würde fürs Nutzungsrecht ausreichen – und nicht merkten, dass es keinen dämlicheren Weg gibt, um sich beim Bilderklauen zu verraten … Außerdem war ja Lady Gaga auch nicht happy damit, dass ihr Song geleakt war, auch wenn überall dabei stand, dass er von ihr ist …
Richard Nelson, Fotograf der umstrittenen Bilder, nahm’s mit Humor. Und zum Glück meldeten sich in der Twitter-Diskussion genügend Leute zu Wort, um ihre nichtsahnenden Zeitgenossen dafür aufzuklären, dass es nicht nur für millionenschwere Songs, sondern auch für 2-Dollar-Stockbilder ein Urheberrecht gibt.
Was war eigentlich in der West-Berliner Designszene zwischen 1950 und 1990 los?
Ausstellungsplakat von Jürgen Spohn, 1972
●Viele spannende Grafikdesigner gab es in Berlin schon, als die Stadt noch geteilt und quasi eine Insel mitten in der DDR war. Jens Müller vom Düsseldorfer Studio vista, vielleicht der aktivste Experte für die Geschichte des Grafik-Designs in Deutschland, gibt in einem schönen Büchlein Einblicke in die damalige Gestalterszene.
Die Stadt war nicht zuletzt deswegen ein kreativer Schmelztiegel, weil viele junge Männer dorthin zogen, um sich dem Militärdienst zu entziehen. Wer in Berlin lebte, musste bei der Bundeswehr nicht mitmachen – vor allem in Kreuzberg bildete sich eine linksalternative Szene. Kein Wunder, dass die »taz« 1979 in Berlin gegründet wurde. Das Tatzenlogo entwarf damals Roland Matticzk von der Agentur sehStern auf einem Bierdeckel.
Andere bekannte West-Berliner Gestalter, die man im Buch kennenlernt, sind Jürgen Spohn, der mit poppigen Kulturplakaten Aufsehen erregte (siehe oben), oder Christian Chruxin, unter anderem für diverse politische Buchverlage tätig. Die Rowohlt-Reihe »das neue Buch« wurde mit schwarzweißen Coverbildern in pinker Umrandung zur Design-Ikone.
Von den ebenfalls von Christian Chruxin gestalteten Doppelseiten aus dem Buch »Klau mich« der 68er-Rebellen Fritz Teufel und Rainer Langhans lässt schon die Punk-Ästhetik grüßen:
Als weiteres Highlight stellt Jens Müller in seinem Buch die Plakate für den SFB vor, den Sender Freies Berlin. Das Designpaar Sigrid von Baumgarten und Hans Förtsch entwirft über hundert Plakate für die Konzertreihe »Musik der Gegenwart«.
Und hier noch eine Auswahl West-Berliner Logos aus den 1960er Jahren. Die Gestalter sind in vielen Fällen leider nicht mehr bekannt …
Jens Müller: West-Berlin Grafik-Design – Gestaltung hinter dem Eisernen Vorhang (A5/09) Optik Books, Düsseldorf 2019 152 Seiten. 28 Euro 978-3-00-063546-5 Bestellungen über www.a5design.de